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Via Claudia Augusta
erste römische Straße im heutigen Bayern
Allgemeines
Wahrscheinlich hatte das südliche Bayern in den Plänen von Augustus die Aufgabe, die Basis zu bilden, um die römischen Grenzen bis zur Elbe ausdehnen zu können. Doch das Vorhaben scheiterte an der vernichtenden Niederlage der Römer im Teutoburger Wald. Danach geried das Land nördlich der Alpen für einige Zeit bei den Römern in Vergessenheit. Erst Kaiser Claudius? interessierte sich wieder für das Gebiet und erhob es zur Provinz Raetia?. Er war es auch, der Raetien mit einer Straße an Italien band. Sie bezog nicht nur die Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum?, sondern auch das nördlich davon liegende Vorland des Limes ein. Die Straße wurde nach ihrem Erbauer "Via Claudia Augusta" genannt.
Über mehr als 600 Kilometer führte die Römerstraße durchs Etschtal, über den Reschenpass und den Fernpass nach Norden. Von Süden her erreichte sie bei Füssen? das Alpenvorland?. Man darf sich keine Straße im heutigen Sinn vorstellen. Die Straße bestand aus geraden Schotterdämmen oder (im sumpfigen Gelände) Knüppeldämmen. An steilen Steigungen wurden Geleise in den Fels gehauen. Die Straße diente der schnellen Verschiebung von Truppen, Handelstransporten und Reisenden.
In jüngerer Zeit wurde die Straße als Tourismusroute wiederbelebt (auch als Radwanderweg) und fürht 700 Kilometer lang vom Po durch die Alpen bis zur Donau?.
Geschichte
Gebaut wurde die Via Claudia Augsuta in den Jahren 46 und 47 n. Chr.
Im 2. Jahrhundert bekam die Via Claudia Augusta eine kürzere Alternativroute über den Brennerpass.
Noch für die Fugger war die Via Claudia Augusta Handelsroute nach Italien. Mit dem Damenhof brachten sie die Renaissancearchitektur über die Alpen.
Details
Bei Füssen? auf dem Schlossberg lag das Kastell "Foetes", von wo aus der Nachschub über die Alpen organisiert wurde. In Schwangau am Fuß des Tegelberges hat man ein landwirtschaftliches Gut (Villa rustica) ausgegraben. Ein Wohnhaus und ein Teil der Thermen kann man besichtigen. Man sieht provinzialrömische Wandmalereien, bei der die Themen der klassischen Mythologie in eine volkstümliche Bildsprache übersetzt wurden.
Der Auerberg bei Bernbeuren? hat etwa 1.000 Meter Höhe und ist in der schwäbischen Hochebene gut sichtbar. Hier gab es eine nicht nur für Bayern einmalige römische Höhensiedlung, wahrscheinlich eine Stadt. Bewohnt war sie wohl nur 20 Jahre, etwa vom 2. Jahrzehnt unserer Zeitrechnung bis in die vierziger Jahre. Dann hat man sie auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung aufgelöst: wahrscheinlich planmäßig, weil parallel dazu die beiden großen Römerstädte Cambodunum (Kempten) und Brigantium (Bregenz?) gegründet wurden, womit die Auerbergsiedlung überflüssig wurde, wo man Fabricae gefunden hat – also Werkstätten. In den Werkstätten waren verschiedene metallverarbeitende Betriebe, unter anderem für Bronze und Eisen. Man hat hier sieben Töpferöfen gefunden und möglicherweise hat man hier auch Glas hergestellt. Andere Funde zeigen, dass man auf dem Auerberg für den militärischen Bedarf gefertigt hat.
Auch bei Peiting? nahe Schongau? hat man eine Villa rustica mit Therme und dekorativ bemalten Wänden ausgegraben. In den Fundamenten wurde ein Bleitäfelchen gefunden, das einer Frau namens "Gemella" gewidmet war. Es ist mit magischen Formeln bedeckt, vielleicht mit einem Liebeszauber.
Epfach? (Abodiacum) wurde um 8. v. Chr. als Militärplatz gegründet. Hier hat man – neben Augsburg – die ältesten Römerfunde Bayerns ausgegraben. Zum Beispiel hat man auf dem Lorenzberg in Epfach? um 380 den ersten bekannten christlichen Sakralbau nördlich der Alpen errichtet. Auf dem Berg zeigen bis heute zwei römische Meilensteine den Verlauf der Römerstraße.
Über die Provinzhauptstadt Augsburg führte der Weg der Via Claudia Augusta dann dem Grenzland des Limes zu. Augsburg war sicher die wichtigste Station der Via Claudia Augusta. Im Römischen Museum kann sich davon an Hand von Grabungsfunden, die laufend ergänzt und erweitert werden, ein Bild machen.
Der Endpunkt der Via Claudia Augusta war bis zur Verschiebung der Germanengrenze nach Norden unter Kaiser Hadrian das Kastell Submuntorium, das nahe der Mündung des Lechs in die Donau? bei Mertingen lag. Am linken Donauufer bei Donauwörth sicherte eine Brückenstation den Flussübergang, wahrscheinlich dort, wo man ein mit einem Eisenschuh bewehrten Holzpfeiler gefunden hat. Möglicherweise wurde der Donauwörther Donauübergang noch eine Weile nach der Aufgabe des raetischen Limes und dem Rückzug der Legionen auf die Donaulinie benutzt. Die Via Claudia Augusta jedenfalls war sogar derart gut gebaut worden, dass auf ihr Heere, Händler und Pilger noch im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit über die Alpen nach Italien ziehen konnten. Auch heute noch sind Teile der Straße im Gelände nicht nur gut zu erkennen, sondern auch benutzbar. So kann man diese Römerstraße von der Donau? bis Italien mit dem Rad erkunden. Die Straße hat die Kultur am Wegrand beeinflusst. Ein Beispiel dafür sind Renaissancebauten und -brunnen in der Fuggerstadt Augsburg: Dieser Kunststil wanderte mit den Kaufleuten über die Alpen, die auch im 16. Jahrhundert noch immer die alte Römerstraße nutzten.
Sonstiges
Bei Roßhaupten? gibt es einen Kunstpark an der Via Claudia Augusta. Dort stellen wechselnde Künstler aus - jeweils aus Orten an der Römerstraße, alle Werke mit „römischen“ Bezügen.
Am nördlichen Stadtrand von Augsburg liegt Gersthofen, wo das Replikat eines Merkurtempelchens an den Verlauf der Via Claudia Augusta erinnert. Denn die Via Claudia Augusta lief nördlich der römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum durch die heutige Stadt Gersthofen. 1854 hat man beim Bau der Pfarrkirche St. Jakobus vier Fragmente eines Kalksteinaltars des Handelsgottes Merkur entdeckt. Sie sind heute im Römischen Museum Augsburg ausgestellt. Die Inschrift besagt, dass dieser Tempel von Publius Aelius Senno gestiftet wurde. Der Nachbau wurde nördlich des ursprünglichen Standorts im Jahr 2002 errichtet. An dem Geldbeutel in der Hand der kopflosen Skulptur kann man erkennen, dass es sich um den Gott der Kaufleute handelt. Den Kopf hat man wohl abgeschlagen, als sich das Christentum als Staatsreligion durchsetzte.
Die Römerstraße führte durch die auf dem Lechfeld gelegene heutige Stadt Königsbrunn, die südlich von Augsburg liegt. Bei der Anlage eines neuen Friedhofs fand man dort Reste eines römischen Gutshofs und den "Kultkeller" eines bayernweit einzigartigen Mithraeums. Nur hier hat man in Bayern Anhaltspunkte für den Mithraskult gefunden, der vor allem unter Soldaten verbreitet war. Verbreitet hat sich der Kult aus Persien kommend. Das Königsbrunner Mithraeum ist durch eine Überbauung geschützt, die Mauerreste können allerdings jederzeit durch ein großes Fenster besichtigt werden.
In Zusammenarbeit mit dem Verein der Via Claudia Augusta Bayern e. V.? organisiert die ARGE Gastlichkeit an der Via Claudia Augusta? die „Via Claudia Augusta Radstaffel“, die 2012 zum dritten Mal stattfand. Diese Radstaffel über 700 Kilometer führt von der Donau? über die Alpen an die Adria. Über 100 Gemeinden entlang der historischen Route sind an dieser Radstaffel beteiligt. Sie übermitteln eine „Botschaft“, die jeweils von Gemeinde zu Gemeinde weitergetragen wird und am Ende in Venedig ankommt.
Weblinks
- Foto-Dokumentation zwischen Königsbrunn und Epfach
- Homepage zur Via Claudia Augusta
- Private Webseite zur Via Claudia Augusta
- Römischer Routenplaner zur Via Claudia Augusta
- Radweg Via Claudia Augusta
- Die Via Claudia Augusta im Radreise-Wiki
- Via Claudia Augusta auf Vianovis
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