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Reichenbach, Carl August
ein Augsburger Industrieller, Maschinenfabrikant und Mitbegründer der Sandersche Maschinen-Fabrik?, aus der später der Druckbereich der MAN hervorging (Manroland AG bzw. heute manroland web systems? in Augsburg und Plauen sowie die manroland sheetfed GmbH in Offenbach)
Carl-August-Reichenbach - (©) MAN-Museum
Leben und Wirken
Kindheit und Jugend
Carl August Reichenbach wurde am 18. Juni 1801 in Eisleben geboren. Sein Vater war Seilermeister in Eisleben und mit einer Tochter von Johann Christoph Koenig verheiratet, eines Eislebener Ackerbürgers.
Nach der Schulzeit absolvierte Reichenbach in Leipzig zunächst eine Lehre als Drechsler. Der Bruder seiner Mutter, Friedrich Gottlob Koenig (1774-1833) hatte die Schnellpresse erfunden und damit 1817 den Grundstein zu der Druckmaschinenfabrik Koenig & Bauer gelegt, aus der über verschlungene Wege die beiden führenden Druckmaschinenhersteller weltweit, die spätere Manroland AG und die Heidelberger Druckmaschinen AG, hervorgingen. In dem Entwicklungszweig, der zur Manroland AG führte, spielte Carl August Reichenbach eine entscheidende Rolle.
Nach seiner Drechslerlehre zog Reichenbach zu seinem Onkel Friedrich Gottlob Koenig nach Oberzell? bei Würzburg und ließ sich hier in dem Beruf des "Schnellpressen-Monteurs" ausbilden, heute würde man wohl von einer Ausbildung im Maschinenbau sprechen. Es bedeutete, dass er in allen Sparten des Schnellpressenbaus ausgebildet wurde.
Den dynamischen jungen Mann konnte sein Onkel jedoch nicht halten. Wie es damals üblich war, ging Carl August Reichenbach 1821 bis 1824 auf Lehr- und Wanderjahre. So kam er nach Frankfurt, Straßburg, Nancy und Paris, wo er jeweils eine Zeit lang arbeitete.
Augsburger Anfänge
1824 lieferte die Firma des Onkels (Koenig & Bauer) die erste Schnellpresse nach Süddeutschland? in die Augsburger Cotta´sche Buchdruckerei?. Reichenbach nahm 1824 in Augsburg eine Stelle als Maschinenmeister in der Augsburger Druckerei des Verlegers Georg Cotta von Cottendorf? (1796-1863) an. Er ersetzte auf dieser Position als Mechaniker und Oberaufseher seinen Halbbrucer Fritz Helbig, der 1832 in Wien die Schnellpressenfabrik Helbig & Müller mitbegründete. In der Cotta´schen Buchdruckerei? arbeitete der Vater der Frau, die Carl August Reichenbach 1829 in Augsburg heiratete.
Zuvor jedoch reiste Carl August Reichenbach im Auftrag seines Onkels bzw. der Firma Koenig & Bauer in die Druckereizentren am Rhein, in Holland, Belgien und Frankreich. Zum einen machte er dort Werbung für die Schnellpressen von Koenig & Bauer, zum anderen aber erforschte er für seinen Onkel den Markt und englische Druckmaschinen, die dort arbeiteten.
Nachdem Carl Reichenbach in Augsburg auch sein privates Glück gefunden hatte, engagierte er sich 1835 als stiller Teilhaber in der Buchdruckerei seines Schwagers Gottlieb Ulrich Geiger?, der jedoch früh starb (1841). Nach seinem Tod heiratete seine Witwe Carl Buz. So wurde Buz Miteigentümer dieser Buchdruckerei und Schwager von Carl August Reichenbach. Eine Verbindung, die schon bald Früchte bringen sollte.
Fabrikherr
1840 gründete der der Augsburger Tabakfabrikant Ludwig Sander? nach Eröffnung einer Eisenbahnlinie München-Augsburg? die Sander´sche Maschinenfabrik?. Die beiden unternehmerisch denkenden Verwandten Reichenbach und Buz pachteten 1844 diese Fabrik. Bis dahin hatte sie u. a. eiserne Handpressen, Wasserräder, Turbinen, Dampfmaschinen u. ä. produziert. Schon schnell wurde deutlich, warum Reichenbach und Buz die Fabrik gepachtet hatten: Am 5. Mai 1845 lieferte sie an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann? eine Schnellpresse aus. Durch ihre Eisenbahnbewegung war sie die damals neueste Konstruktion von Schnellpressen. Ihre Leistung war geradezu revolutionär. Je nach Bogengröße konnte diese Maschine 1.000 bis 1.400 Bogen Papier in einer Stunde bedrucken. Das war bis dahin die Tagesleistung ähnlicher Druckmaschinen. Diese Maschine begründete damit den Augsburger Druckmaschinenbau und seinen guten Ruf. Weiterhin wurden aber neben den Druckmaschinen in der Sander´sche Maschinenfabrik? andere Produkte des Maschinenbaus gefertigt.
1855 kauften Carl August Reichenbach und Carl Butz Ludwig Sander? seine Fabrik ab, nachdem diese schon seit 1845 als C. Reichenbach´sche Maschinenfabrik? bekannt war. Schon zwei Jahre später wurde die Fabrik von Reichenbach und Buz zur Maschinenfabrik Augsburg AG?. Alleiniger Chef in dieser Aktiengesellschaft wurde Carl Buz. Zwar wurden die Schnellpressen weiterhin unter dem Namen "Construction von C. Reichenbach", was ein Qualitätsausweis war, verkauft, doch leitete Carl August Reichenbach in der neuen Aktiengesellschaft nur noch eine Abteilung und war hierarchisch unter Carl Buz angesiedelt. Aus dieser Sparte ging später der Druckmaschinenbau der MAN (Manroland AG bzw. manroland web systems?) hervor.
Letzte Lebensjahre
1861 zog sich Carl August Reichenbach ganz aus der Leitung der Maschinenfabrik Augsburg AG? zurück, weil er Auseinandersetzungen mit dem Ausschuss der Aktiengesellschaft hatte. Auch hatten sich seine Beziehungen zu Carl Buz dadurch abgekühlt, dass dieser den alleinigen Chefposten der Firma einnahm und es Carl August Reichenbach nicht gelang, seinen Sohn in dem Unternehmen in einer leitenden Stellung unterzubringen. 1876 bis 1883 saß Reichenbach im Aufsichtsrat der Firma.
Gleich nach seinem Ausscheiden aus der leitenden Arbeit in der Maschinenfabrik Augsburg AG? 1861 übernahm er die G. Geiger´sche Buchdruckerei?, der er 1862 noch eine Buchhandlung? anschloss. Die Buchhandlung? bestand jedoch nur bis 1876. In seiner Druckerei erschien das Augsburger Tagblatt?, wo am 21. August 1883 auch ein Nachruf auf den bedeutenden Augsburger Unternehmer zu lesen war.
Carl August Reichenbach starb am 19. August 1883 in Augsburg.
Sonstiges
Im MAN-Museum ist ein anonymes Ölgemälde von Reichenbach zu sehen, das wohl um 1870 entstand.
1940 benannten die Nationalsozialisten? die Reichenbachstraße? nach dem Unternehmer.
Weblinks
- Schmid, Jürgen, „Reichenbach, Carl August“, in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 307 (Onlinefassung)
- Carl August Reichenbach in der dtspr. Wikipedia
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