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Haunstetten
Allgemeines
Haunstetten umfasst die folgenden Stadtbezirke:
- Stadtbezirk 33: Haunstetten-Nord?
- Stadtbezirk 34: Haunstetten-West?
- Stadtbezirk 35: Haunstetten-Ost?
- Stadtbezirk 36: Haunstetten-Süd?
Diese Stadtbezirke bilden zusammen mit dem Stadtbezirk 12 (Siebenbrunn) den Planungsraum XIII in Augsburg. Das Augsburgwiki betrachtet hier Haunstetten als Gesamtheit seinr vier Stadtbezirke. Der Planungsraum Haunstetten-Siebenbrunn wird hier dargestellt.
Geschichte
Frühgeschichte, Römerzeit
Auf dem Gebiet Haunstettens (z. B. entlang der Straße Unterer Talweg) stießen Archäologen auf Spuren jungsteinzeitlicher Besiedelung der Hangkante der fruchtbaren Augsburger Hochterrasse?. Damals vor etwa 5.000 Jahren wurden aus Jägern und Sammlern in Bayerisch-Schwaben sesshafte Bauern, die von Getreide und Haustieren lebten. Wie lange diese ersten „Haunstetter“ hier siedelten, ist unklar.
Die nächsten datierbaren geschichtlichen Daten führen in die Römerzeit. In den Jahren 46/47 n. Chr. bauten die Römer am Lech entlang die Via Claudia Augusta, deren Aufgabe es war, Vindelicum? mit Oberitalien zu verbinden. Die Straße tangierte von Augsburg kommend auch Haunstetter Gebiet, denn sie lief etwa dort, wo die alte B 17 durch Haunstetten verlief. Etwa an der Stelle der heutigen Pfarrkirche Sankt Georg vermutet man einen römischen Rastplatz, wo der Brunnenbach beim Bremhof? durstige Soldaten, Händler und andere Reisende sowie ihre Tiere erwartete. Von hier aus ging die römische Straße über Königsbrunn und Untermeitingen?, was für das römische Fußvolk eine Tagesetappe bedeutete. Weil die Böden auf der Haunstetter Niederterrasse eher schlecht waren, dürften damals hier kaum Menschen gewohnt haben. Und auch die Alemannen?, die sich nach dem Abzug der Römer etwa ab 600 n. Chr. in der Gegend niederließen, bevorzugten die fruchtbareren Böden auf der Augsburger Hochterrasse?.
11. Jahrhundert
Dass in Haunstetten Menschen lebten und arbeiteten ist erstmals Mitte des 11. Jahrhunderts bezeugt – in einem Abgabenverzeichnis des Klosters Sankt Ulrich und Afra, das Haunstetten „Husteten“ nennt. Haunstetten gehörte zur Gründungsausstattung des Kloster. Allerdings lag hier damals nur der Meierhof des Klosters, dort wo heute der Bremhof? steht. In ihm arbeiteten Angestellte des Klosters für den Klosterunterhalt. Erst nach und nach wurden so genannte „Sölden“ rund um den Meierhof erbaut, kleine Bauernhofe, die den Zehnten als Pacht dem Kloster überlassen mussten.
12. Jahrhundert
1177 bekam das Kloster Sankt Ulrich und Afra das Dorf Husteten mit den Untertanen und dem Grund in einer päpstlichen Urkunde bestätigt. Im späteren Mittelalter riss man den Meierhof ein und baute das Haunstetter Schlösschen, von dem heute noch eine Außenmauer erhalten ist. Dort residierte der vom Kloster eingesetzte Vogt und kümmerte sich um Abgaben, Streitigkeiten und andere alltägliche Amtsgeschäfte. Außerdem hielt er wichtige Ereignisse wie Geburten, Todesfälle, Hochzeiten in seinen Amtsbüchern fest.
15. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert hatte Haunstetten ungefähr 40 kleinere Bauernhöfe, eine Mühle, ein Wirtshaus mit Bierbrauerei, eine Badstube, einen Schmied, Schneider und Schuster. Wann die erste Kirche Haunstettens erbaut wurde, ist unbekannt. Wahrscheinlich war der Vorgängerbau der Muttergotteskapelle die erste Haunstetter Pfarrkirche.
16. Jahrhundert
Auch nach der Reformation in Augsburg blieb die Zugehörigkeit Haunstettens zu dem Kloster Sankt Ulrich und Afra bestehen.
17. Jahrhundert
1600 errichtete das Kloster Sankt Ulrich und Afra, dem Haunstetten immer noch gehörte, das erste Schulhaus hier. Der Schulmeister war zugleich der Mesner der Kirche. Nach dem Gottesdienst am Morgen unterrichtete er 80 bis 100 Kinder des Dorfes. Wie lange die Haunstetter Kinder damals die Schule besuchten, ist unbekannt, brauchten doch die Erwachsenen ihre Arbeitskraft in der Landwirtschaft.
19. Jahrhundert
1802/03 endete aufgrund der Säkularisation die 800-jährige Herrschaft des Klosters Sankt Ulrich und Afra? über Haunstetten. Dadurch, dass Haunstetten jetzt an das Königreich Bayern? fiel, wurde der Schulbesuch für die Kinder verpflichtend. Man riss das alte Schulhaus hinter der Pfarrkirche Sankt Georg ab und ersetzte es durch ein neues Gebäude ersetzt, wo zwei Lehrer rund 120 Kinder unterrichteten. Ihre Zahl verdoppelte sich, als Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Textilfabriken in Haunstetten ihren Betrieb aufnahmen und Arbeiter aus umliegenden Dörfern nach Haunstetten zogen. Man betrieb die Schule jetzt mit drei Lehrkräften und brachte den Kindern Katechismus, Lesen, Schreiben, Rechnen und nützliche Weltkenntnisse bei. Mädchen erhielten Handarbeitsunterricht und lernten das Stricken, Nähen und Klöppeln, Knaben die „nützlichen Geschäfte der Landwirtschaft“.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Haunstetten also im Zuge der Industrialisierung? nach und nach zu einem Industrievorort von Augsburg. Mitte des 19. Jahrhunderts begann sich die Struktur der Religionszugehörigkeit der Haunstetter zu ändern. Durch die Zuwanderung vor allem von Webern? aus Oberfranken? und Sachsen nach Haunstetten wuchs die Zahl der Protestanten in dem vormals rein katholischen Haunstetten. Die Zuwanderer suchten Arbeit in den neuen Spinnereien und Webereien in der Meringerau? (Siebenbrunn) und Haunstetten selbst. Über Jahrzehnte blieben die Haunstetter Protestanten noch Evangelisch Sankt Ulrich zugeordnet, auch wenn man nach und nach evangelische Gottesdienste in Fabrikräumen, der Schule von Meringerau? oder dem Gasthaus Jägerhaus? in Siebenbrunn abhielt.
1899 gründeten die Haunstetter Protestanten den Verein "Bethaus für Haunstetten-Meringerau". Dieser Verein sammelte Spenden für ein evangelisches Gotteshaus in Haunstetten. Mit durchschlagendem Erfolg innerhalb kurzer Zeit. Schon 1909 konnte die Christuskirche? bezogen werden.
20. Jahrhundert
Immer mehr Menschen zogen während der Industrialisierung? nach Haunstetten. Um 1900 hatte Haunstetten knapp 400 Schüler, so dass 6 Lehrerstellen bzw. 6 Klassen eingerichtet werden mussten. 1888 konnte endlich eine neu erbaute Schule bezogen werden. Heute ist darin der Kindergarten von St. Georg beheimatet. Zwei Klassen mussten jedoch auch nach 1888 im alten Schulhaus unterrichtet werden. Bis 1904 die Eichendorffschule bezogen wurde, zu deren Bau Georg Käß?, ein Teilhaber der Firma Martini, 50.000 Mark gespendet hatte. Zwei Räume im neuen Schulhaus dienten der Gemeindeverwaltung von Haunstetten. Die großen hohen und hellen Räume konnten schon bald elektrisch beleuchtet werden und ein paar Jahre nach der Eröffnung bekamen die Toiletten fließendes Wasser, ein Luxus, wie ihn die wenigsten Kinder von Zuhause kannten.
1904 baute Haunstetten ein gemeindeeigenes Elektrizitätswerk etwas südlich der Walchenseestraße?.
Luftaufnahme aus ca. 6000 Metern Höhe während eines Angriffs der US-Luftwaffe am 13.4.1944 auf die Messerschmitt-Werke in Haunstetten. Süden ist oben. Rechts die Bahnlinie Augsburg-Buchloe. Die Grenzen für die klar strukturierte Siedlung etwas oberhalb der Bildmitte bilden Sämannstraße im Norden und die Hofackerstraße im Süden. Der Pfeil markiert die nach dem schwäbischen Gauleiter benannte "Karl-Wahl-Siedlung", die nach 1945 die Bezeichnung Volkssiedlung trägt.
Die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg veränderte Haunstetten nachhaltig. Dazu trug vornehmlich die Messerschmitt AG mit ihren Flugzeugwerken bei. Zwischen der Sämannstraße, der Flachsstraße? und der Hofackerstraße? errichtete die Firma die Messerschmitt-Siedlung für ihre Arbeiterfamilien, die damals in ganz Deutschland angeworben wurden. Die Wohnungen waren für die Zeit komfortabel und preiswert, in dazu gehörenden Gärten konnten die Bewohner während des Krieges Gemüse anbauen und Kleintiere. Dort diesen Zuzug verdoppelte sich an den Haunstetter Schulen die Zahl der Schulkinder.
Während des Zweiten Weltkriegs kamen zu den neuen Siedlungen in Haunstetten noch Barackenlager für Zwangsarbeiter? auf freien Flächen hinzu. Und im Süden von Haunstetten richteten die Nationalsozialisten? ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau ein, gesichert durch Wachtürme und Stacheldrahtzaun. Bis zu 3.000 Sklavenarbeiter wurden von hier täglich vor Sonnenaufgab in die Messerschmitt-Werke getrieben.
Die Alliierten versuchten natürlich die Flugzeugproduktion der Messerschmitt AG zu unterbinden und flogen 1944/45 vier Bombenraids gegen die Fabriken. Viele Bomben trafen dabei auch den Norden von Haunstetten. Reihengräber auf dem Alten Friedhof Haunstettens erinnern noch heute an die etwa 100 zivilen Opfer, die in Haunstetter Luftschutzkellern verbrannten. Nur die Kinderlandverschickung in den letzten Kriegsmonaten rettete manchem Haunstetter Kind im Allgäu das Leben. Mehr als 60 Häuser wurden zerstört und etwa 170 schwer beschädigt. Auch im KZ-Außenlager von Haunstetten kamen mehr als 100 Inhaftierte bei den Bombenangriffen ums Leben.
Am 28. April 1945 marschierten die Amerikaner in Haunstetten ein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden viele Flüchtlinge aus den Gebieten des ehemaligen deutschen Ostens in Haunstetten neuen Wohnraum, was vor allem für Haunstetten-West? sehr prägend wirkte. Weil viele Häuser zerstört waren und Deutsche aus den früheren deutschen Ostgebieten in Haunstetten eine Wohnung suchten, mussten die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg noch stärker zusammenrücken als zuvor. Im Schuljahr 1947/48 gab es 1100 Schulkinder in Haunstetten, aber nur zwölf Lehrer. In der Eichendorffschule? baute man schnell das Dach aus und Teile der TSV-Turnhalle? verwendete man als Klassenzimmer.
1952 errichtete man in Haunstetten für 550.000 DM die Fröbelschule? mit Schulküche sowie Werk- und Gruppenräumen neben den Klassenzimmern. Im gleichen Jahr erhob man das Dorf Haunstetten zur Stadt Haunstetten, die über 10.000 Einwohner hatte und ein Wappen entwarf, das ihre lange Geschichte spiegelte. Ein Schimmel in dem Wappen erinnerte an den Abt Willibald Popp?, der von 1694 bis 1735 Herr des Dorfes war, das goldene Kleeblatt-Kreuz im schwarzen Feld an die 800-jährige Herrschaft des Klosters Sankt Ulrich und Afra und ein Zahnrad an die Industrie, die sich hier seit etwa 150 Jahren angesiedelt hatte. In den 1950er Jahren verschwanden nach und nach auch die Barackenlager und aus den Flüchtlingen wurden Neubürger.
1955 zog das Haunstetter Rathaus im ehemaligen Palais der Gräfin Tattenbach ein, dort, wo heute das Bürgerbüro Haunstetten beheimatet ist. 1958 errichtete die Stadt Haunstetten die Albert-Einstein-Schule?.
1961 eröffnete Haunstetten ein Freibad und 1966 erweiterte man die Fröbelschule?. Bis dahin hatte sich die Einwohnerzahl von Haunstetten auf 20.000 Menschen verdoppfelt. Deshalb war es für viele Haunstetter nur schwer zu verkraften, dass Haunstetten 1972 durch die Gebietsreform nach Augsburg eingemeindet wurde und so seine Selbständigkeit verlor.
1974 konnten die Südschule? und ein Hallenbad eingeweiht werden.
21. Jahrhundert
In den Jahren um die Jahrtausendwende veränderte Haunstetten sein Aussehen erneut. Vor allem siedelten sich größere und kleinere Betriebe im Nordwesten an, während alte Textilfabriken abgerissen wurden und viele ihrer früheren Areale heute als Trinkwasserschutzgebiete dienen.
Heute haben sich sowohl die Augsburger als auch die Haunstetter Wohngebiete so aufeinander zubewegt, dass sie zusammenwuchsen. Noch heute zieht Haunstetten junge Familien an, die hier Reihenhäuser oder Wohnungen in Neubauten mieten oder kaufen. Auch im alten Dorfgebiet wurden und werden alte Bauernhäuser oder landwirtschaftliche Betriebe abgerissen und neue Gebäude errichtet. Für alle, die in Haunstetten heute wohnen wurde der südlich gelegene Ilsesee zu einem Erholungsgebiet und Badesee ausgebaut.
Gegen eine weitere Versiegelung von landwirtschaftlichen Flächen in Haunstetten gaben die GRÜNEN am 27. März 2012 eine Pressemitteilung heraus. In ihr wandten sie sich gegen Pläne von CSU, Pro Augsburg und SPD, die sich mehrheitlich im Bauausschuss dafür ausgesprochen hatten, südlich der Inninger Straße einen Bebauungsplan aufzustellen, um weitere gewerbliche Ansiedlungen zu ermöglichen. Das Vorhaben bedeute, weitere wertvolle landwirtschaftlich genutzte Flächen durch Bebauung zuzubetonieren. Die Stadt müsse ihren umweltpolitischen Bekenntnissen Taten folgen lassen und beim stetig zunehmenden Flächenverbrauch sparen. Durch solche Pläne würden die städtischen Beschlüsse zum Schutz der Biodiversität, zum ressourcensparenden Flächenmanagement und zur nachhaltigen integrierten Stadtentwicklung unglaubwürdig. Außerdem werde das geplante Gewerbegebiet die Anwohner Innen? in Haunstetten und insbesondere in der Inninger Straße mit zusätzlichem Verkehr belasten.
Geschäftsleute aus dem Stadtteil Haunstetten gründeten Anfang Juni 2014 den Verein Unser Haunstetten?, um die Attraktivität und Lebensqualität des Stadtteils zu steigern und die Frequenz der Besucher in Haunstetten zu erhöhen. Erreichen wollte das der Verein durch Veranstaltungen, wie sie z. B. in der Hofackerstraße schon stattfanden, Werbeaktionen etc.
Details
Kirchen
Verkehr
Heute verkehren zwei Straßenbahnlinien? nach Haunstetten:
- die Straßenbahnlinie 2 (früher 4) nach Haunstetten-Nord? bis etwa zur evangelischen Christuskirche?
- Straßenbahnlinie 2 nach Haunstetten-West?
Bis 1954 verkehrte die Straßenbahnlinie 2 (früher 4) weiter als heute und endete erst in der Ortsmitte von Haunstetten.
Die Augsburger Localbahn beförderte zwischen 1900 und 1982 Güter bis Haunstetten-Süd?, zwischen 1901 und 1927 auch Personen. Doch übernahm die Straßenbahn 1927 die Personenbeförderung.
Sonstiges
- Isarstraße? 1: Wertstoff- & Servicepunkt, zuständig für Haunstetten, Hochfeld, Univiertel
- Haunstetter Wochenmarkt: Der Markt findet - außer an Feiertagen - immer freitags auf dem kleinen Platz Flachsstraße? / Eggenstraße? / Goldammerstraße? statt.
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