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Göggingen

Allgemeines

Göggingen ist der XIV. Planungsraum von Augsburg und umfasst vier Stadtbezirke:

Die Postleitzahl von Göggingen ist 86199. Ende 2011 hatte der Stadtteil knapp 19.000 Einwohner – bei etwa 2.100 Einwohnern pro Quadratkilometer. Zu Göggingen gehören auch die Radau? und die Radaumühle? im Süden und Richtung Leitershofen? die Schafweidsiedlung?. Die ursprüngliche frühere Gemeinde Göggingen liegt an Wertach und Singold. Schon im 19. Jahrhundert wuchs sie mit dem nordwestlich gelegenen Pfersee und dem nordöstlich gelegenen Antonsviertel zusammen. Im Osten Göggingens liegen das Hochfeld und das Universitätsviertel, im Süden breitet sich Inningen aus, südwestlich Bergheim und im Westen Stadtbergen mit dem Ortsteil Leitershofen?.

Noch immer wird Göggingen als Ort mit einer historisch gewachsenen Identität beschrieben, in dem sich Tradition und Moderne mischen würden. Das stimmt immer weniger. In den letzten Jahren hat Göggingen durch neue Baugebiete, in denen so gesichtslos wie andernorts gebaut wird, viel von seinem früheren Reiz verloren. Zwar liegt Göggingen immer noch an der Schnittstelle zwischen Natur und Stadt, doch riesige Baugebiete lassen das ehemalige Göggingen immer mehr zu einem Vorort von Augsburg werden, der nicht mehr viel Eigenständiges aufzuweisen hat.

Geschichte

Die früheste Besiedlung Göggingens fand am Rand der Hochterrasse über dem Ufer der Wertach statt – und zwar schon in der Bronze-? und der Hallstattzeit?.

Erste Siedlungsspuren

Aus der Steinzeit stammen im Gebiet von Göggingen Kleinstgeräte, auch Mikrolithen genannt. Gefunden hat sie Rektor August Schorer, ein Mitglied der Naturforschenden Gesellschaft Augsburg?. Zu den gefundenen Kleinstgeräten zählen Schaber, Spalter, Stichel und Kleinklingen aus verschiedenen Steinmaterialien: Jaspis, Bergkristall, Radiolarit. In vier Grabschächten fand man 1937 auf dem Gelände der Ziegelei Inningen? einige Skelette. Durch den konservierenden Lößlehm hatten sie sich gut erhalten. Zwei Skelette wurden in Hockerstellung gefunden. Auch ein Brandgrab mit Asche- und Knochenresten wurde dort gefunden. Man nimmt an, dass diese Toten vor rund 4000 Jahren dort begraben wurden. Gefunden wurde im Gögginger Boden auch eine spätneolithische gestielte Pfeilspitze und zwei Silex-Werkzeuge, Steinwerkzeuge mit hohem Quarzanteil.

Siedlungsgruben mit Pfostenlöchern aus der Frühbronzezeit fand man 1937 in der Gögginger Ziegelei Weiß?. Tonscherben von Gefäßen mit Fingertupfmuster kamen dabei an die Oberfläche.

Bei der Brücke über die Wertach, von Göggingen nach Wellenburg?, wurde im Flussbett 1931 ein Lappenbeil gefunden, das wohl aus der Urnenfelderzeit (Späte Bronzezeit) stammt.

Die Römer und Alamannen

Um 15 v. Chr. kamen die ersten römischen Legionen in das Gebiet von Augsburg, zwischen Lech und Wertach. Sie kamen unter der Führung von Drusus? und Tiberius?, den beiden Stiefsöhnen des Kaiser Augustus. Sie eroberten die Gebiete der Vindeliker? und Raetier?. Die Donau? wurde zur Grenze gegen die Germanen. Damit gehörte Augsburg und seine Umgebung zur Provinz Raetien, die vom Schwarzwald bis zum Inn? reichte. Raetien wurde durch Fernstraßen wie die Via Claudia Augusta mit dem Imperium Romanum verbunden.

Einen vindelizischen Hausgott will der Rgierungsdirektor Ritter Nepomuk von Raiser 1829 bei seiner antiquarischen Reise von Augusta nach Viaca in Göggingen entdeckt haben. Es soll sich um einen zwei Pfund schwere eiserne Figur mit Bart gehandelt haben, die beim Graben eines Kellers aufgetaucht sein soll.

Auch auf alamannische Gräber stieß man in Göggingen. Sie waren teilweise mit römischen Ziegeln und Dachplatten ausgestattet. Also müssen sie aus einer Zeit stammen, in der die Römer schon wieder aus dieser Gegend verschwunden waren und ihre hinterlassenen Gebäude als Steinbruch benutzt wurden. Gefunden wurde auch eine große Feuerstelle mit Resten römischer Keramik. Aber auch Eisengerät und die für römische Handwerker typischen Vierkantnägel. Es tauchten Bronzefibeln, Schmucknadeln, Melonenperlen und zwei Münzen auf. Im Römischen Museum wird ein Kurzschwert der Römer (gladius) aufbewahrt, das in Göggingen ausgegraben wurde. Um 165 n. Chr. wurde die III. raetische Legion (Legio III Italica Concors) in die Lager von Augsburg, damals Augusta Vindelicum?, und von Regensburg? beordert - 6.000 Soldaten. In der Mitte des 5. Jahrhunderts zogen sich die römischen Legionen wegen des Einfalls vieler Völkerschaften aus diesem Landstrich für immer zurück.

Nach dem Verschwinden der Römern kamen die Alamannen von der Donau? her in das Augsburger Gebiet. Die alamanischen Ursiedlungen erkennt man an der Endung "–ingen". Wie Überlingen, Bobingen oder Göggingen. Weil die Alamannen ihre Siedlungen gerne nach ihren Anführern benannten, könnte es im Fall von Göggingen ein gewisser "Gago" gewesen sein, von dem der Ortsname stammt. Die guten Wasserverhältnisse, die weiten Wiesen und der fruchtbare Ackerboden waren für die alamannischen Siedler ideal. Dazu kam die günstige Lage an der alten Römerstraße. So entstanden hier alamannische Dörfer aus Häusern um einen freien Platz in der Mitte, umgeben von einem Palisadenzaun zum Schutz vor Feinden.

Der Archäologe Ludwig Ohlenroth fand östlich bei der heutigen Gerhart-Hauptmann-Straße im damaligen Park der Familie Seyssel d'Aix, über 170 Gräber für Männer, Frauen und Kinder, die meisten aus dem 7. Jahrhundert. Größtenteils waren die Gräber den Alamannen zuzuordnen. Als Grabbeigaben fand man bei den Männern drei zweischneidige Schwerter ('Spatha), sieben einschneidige Schwerter (Saxe), fünf Lanzenspitzen, vier Pfeilspitzen und vier Schildbuckel, dazu zahlreiche Gürtel mit Schnallen und Beschlägen. Auch ein Reitergrab aus dem 8. Jahrhundert wurde dort entdeckt. Göggingen gehörte unter den Alamannen, die von einem Herzog regiert wurden, zum "Augstgau".

Fränkische Zeit und frühes Mittelalter

In der Mitte des 8. Jahrhundert übernahmen die Franken nach und nach die Herrschaft im Land der Alamannen. Mit ihnen kam das Lehen und löste im heutigen bayerischen Schwaben die Einteilung in Gaue ab. Mit den Franken kam auch das Christentum. Da sich in Augsburg schon vor Beginn des 8. Jahrhunderts ein Bischofssitz befand, ist es nicht verwunderlich, dass in dieser Zeit auch die erste Kirche in Göggingen, Sankt Georg, gebaut wurde.

Zum ersten Mal erwähnt wird Göggingen als „Geginga“ 969 in einer Urkunde des heiligen Ulrich?. Aber auch zuvor war der Ort besiedelt: Aus der Römerzeit? gibt es Siedlungs- und Grabfunde aus dem 1. bis 4. Jahrhundert. Wo heute die Gögginger Straße? und der Römerweg verlaufen, zog sich damals die Straße aus der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum? nach Kempten und von dort nach Bregenz über die Alpen bis zum Comer See. Etwas südlich von Göggingen fand man bei Inningen einen Meilenstein dieser römischen Trasse. Möglicherweise verlief durch Göggingen auch eine römische Wasserleitung zur Versorgung der Stadt.

Mittelalter

Bischof Ulrich von Augsburg? war ein fester Verbündeter von König Otto I. Während Otto I. mit seinen Truppen 955 n. Chr. gegen die Ungarn auf dem Lechfeld kämpfte, hielt Bischof Ulrich von Augsburg? im befestigten Augsburg die Stellung. Ob damals auch in der Gegend von Göggingen die Reiterhorden aus dem Osten gegen die verbündeten Panzerreiter unter der Führung Otto I. ihre Waffen schwangen, ist nicht bekannt. Archäologische Funde können nichts dazu aussagen.

Bei vielen Zügen der deutschen Könige und Kaiser nach Italien versammelten sich die dazugehörigen Truppen auf dem Lechfeld. Sie benutzten dazu manchmal die alte Römerstraße in den Süden. Dann lagerten sie wohl auch bei Göggingen, wo sie Reiseproviant, Waffen und Kleidung für die lange Reise mit oder ohne Pferd besorgen konnten. Vielleicht hat der Schmied von Göggingen Pferde noch mit einem neuen Hufeisen beschlagen ...

Geginga

Durch eine Urkunde Bischof Ulrich von Augsburg? aus dem Jahre 969 ist bekannt, dass wohlhabende Gögginger, der Ortsadel, Besitztümer in "Geginga" (Göggingen) an das Bistum Augsburg stifteten. Und zwar für das Kanonissenstift bei der Kirche Sankt Stephan. Die Namen der Gögginger Stifter waren Amalrich, Waltker und Ellensind?. Ellensind war eine "Jungfrau" und Grundbesitzerin. Sie ging in eine Betzelle des Kanonissenstift bei der Kirche Sankt Stephan.

Auf vielen Kreuzzügen zwischen 1095 und dem 14. Jahrhundert zogen bewaffnete oder betende Pilger durch Augsburg und Göggingen. Bis ins 12. Jahrhundert taucht Göggingen in schriftlichen Urkunden nicht mehr auf. Erst im 12. Jahrhundert werden in Urkunden des Klosters St. Ulrich und Afra wieder Gögginger genannt, die Grundbesitz an das Koster abtraten: Aiegfried, Marquard, Adalgoz, Kuonrad und Kunrad Attstein. Erwähnt wird Göggingen auch in Verträgen zwischen dem deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa? und dem Papst als wichtiges Straßendorf bei Augsburg, das zum Besitz des Klosters St. Ulrich und Afra gehörte, was der Bischof Konrad von Augsburg? im Jahr 1156 schriftlich bestätigte. Kaiser Friedrich Barbarossa? und die Kirche hatten sich damals wegen verschiedener Angelegenheiten schwer gestritten. In diesem Zusammenhang wollte der Abt des Klosters St. Ulrich und Afra eine Bestätigung, dass Papst Alexander III. dem Kloster und dessen gesamten Besitz seinen apostolischen Schutz gewährte.

Ritter in Göggingen?

Im Mittelalter wurden Grundstücke, Sölden, Huben und Bauernhöfe in Göggingen ständig verkauft und gekauft. Meistens mischten kirchliche Institutionen mit. Verkäufe zwischen Privatpersonen waren damals selten. Die Verkäufe bedingten viele Urkunden. Andere Geschehnisse aus Göggingen sind in dieser Zeit kaum überliefert.

Eine in der Geschichte Göggingens gern behandelte Frage lautet: Gab es Ritter mit einer Burg im alten Göggingen? Historiker vermuten, dass eine Burg dort gestanden haben könnte, wo der Flurname "Burgfeld" in Urkunden erwähnt wird. Womöglich lebte dort einer der letzten Ritter, Ulrich von Göggingen?. In der nahen Radau?, einem Reichsgut, wohnte um 1240 der ritterliche Herman de Radowe?. Die Patrizier -Familie Langenmantel vom Sparren?, Kaufleute und Finanziers aus Augsburg, die viele Grundstücke um Augsburg herum aufkauften, sollten schon um 1330 ein Schloss in der Radau? gekauft haben. Dieses kleine Gebiet, von Göggingen durch die Singold getrennt, war damals eigenständig. Als Ritter sahen sich wohl auch die damaligen Adligen in Göggingen. Sie waren aber teilweise abhängig von den bischöflichen Kämmerer in Wellenburg?. Nach und nach lösten im Verlauf des Mittelalter die Städte mit ihren Bürgern, Handwerkern und Handelsleuten die Ritter als herrschende Gruppe ab. Das wurde auch in Augsburg und Göggingen ab dem 13. Jahrhundert immer deutlicher erkennbar. So beschloss z. B. 1284 der Ritter Silfried von Göggingen?, seinen Besitz einem Augsburger Hospital zu schenken. Dann starb er zufrieden. Die meisten und wichtigsten Grundstücke von Rittern waren damals bereits Eigentum von kirchlichen oder bürgerlich-städtischen Stiftungen in Augsburg geworden. Kein Wunder, dass die Augsburger Hospital-Stiftung am Ende des Mittelalters zum größten Grundbesitzer in Göggingen aufgestiegen war. Aber auch die Servatius-Stiftung? und die Jakobspfründe hatten Rechte an Gögginger Land. Selbst die Marschälle von Pappenheim? kassieren bei einem Bauernhof das "Zehentle".

Nach der Reichsfreiheit Augsburgs

Für Augsburg erkennt eine Urkunde aus dem Jahr 1316 die Reichsfreiheit? an und gab damit der Stadt zwischen Lech und Wertach volle Zoll-, Steuer- und Gerichtsrechte. Göggingen gehörte damals, außerhalb von Augsburgs Stadtmauern?, wie viele andere Ortschaften auch, zum Machtbereich des katholischen Bistums, regiert vom Bischof in Augsburg. Das sollte sich später, als in Augsburg die Reformation losbrach, stark auswirken.

Auch wenn Göggingen damals nicht zu Augsburg gehörte, musste es mit der Freien Reichsstadt? manchmal mitleiden. Führte jemand Krieg gegen Augsburg, wurde meistens auch der Ort im Süden der Stadtmauern? ausgeraubt und gebrandschatzt. Dokumentiert ist das von den Bayern, die im Jahr 1372 über Augsburg und Göggingen herfielen. Augsburgs war damals nur dem Kaiser direkt unterstellt. Die Herzöge ringsum hatten nichts zu melden. Hohe Stadtmauern? mit vielen Türmen und Toren? umgaben Augsburg als Schutz vor Feinden. Das durchfahrbare Tor in Richtung Süden, nach Göggingen zum Bodensee und weiter bis zur Schweiz und nach Frankreich, wurde schon im 12. Jahrhundert in die Stadtbefestigung. Das Gögginger Tor?, wie man es nannte, wurde ab 1317 ständig ausgebaut. Auf diese Befestigungs-Anlage hatte die Stadt Augsburger ein besonders kritisches Auge gerichtet. Wer sich daran zu schaffen machte, wurde bestraft. So erlebten drei Gögginger Bauern, die nachts nach einem Gasthaus-Aufenthalt nicht mehr durch das Tor hinausgelassen wurden und sich ein Loch in die Stadtmauer brachen, um in ihr heimisches Bett an der Singold zu kommen, eine böse Überraschung, als sie einige Monate später wieder einen Markt in Augsburg besuchten. Sie wurden festgenommen und für die Beschädigung der Stadtmauer als schlimme Feinde der Stadt verurteilt und mit der Todesstrafe belegt. Man erteilte ihnen als Göggingern die Gnade, nicht am Strick aufgehängt am Galgen schmachvoll zu enden. Sie durften sich enthaupten lassen, das war ehrenvoller.

Die Augsburger Patrizier siedeln sich ab dem 14. Jahrhundert verstärkt im Süden der engen Stadt an. Das ist die Zeit, in der sich Augsburgs Bischöfe und die Bürger bereits in den Haaren liegen. Es ging um Rechte und Finanzen der beiden Seiten. Landsitze im Grünen in und um Göggingen legten sich die Familien Ilsung?, Witolf?, Vögelin?, Vittel?, Stolzhirsch? und Nördlinger? zu. Für Ordnung sorgte in dieser Zeit der Besitzer des Meierhofes als Berechtigter für "Gericht, Zwing und Bann". Er hieß Onsorge und war einer, der als Bürger der Freien Reichsstadt Augsburg den Rücken gekehrt hatte und lieber mit dem Bischof zusammenarbeitete, der ja viel Besitz in Göggingen verwaltete. Die reichen Augsburger errichteten also im bischöflichen Gebiet von Göggingen ihre "Datschen".

Zankapfel

Göggingen wird im Jahre 1462 zum Kriegsschauplatz, als sich Herzog Ludwig von Bayern? und der Markgraf Albrecht von Brandenburg bekämpfen. Der Markgraf ist ein Verbündeter der Reichsstädte und somit auch von Augsburg. Herzog Ludwig als bayerischer Fürst ist dagegen ein Feind der Reichsstädte und somit auch ein Feind Augsburgs. Göggingen wurde von Herzog Ludwig von Bayern? als Feindesland betrachtet. Zuerst wurde Wellenburg? von Ludwigs Soldaten abgebrannt, dann kam Göggingen dran. Zerstört wurden einige Häuser. Auch die der Onsorge? und Frickinger?. Kein Wunder, sie waren einflussreiche Augsburger Patrizier- und Kaufleutefamilien. Die Frickingers waren politisch aktiv, hatten beste Beziehungen zu anderen Freien Reichsstädten? wie Ulm oder Nördlingen?. Es war Andreas Frickinger?, der 1472 zu seinem Abschied von Göggingen eine Riesensause veranstaltete. Zu seinem Schützenfest kamen 144 Schützen aus Augsburg und 90 Schützen aus anderen Orten. Es gab für die Gewinner prächtige Preise. Übrigens: Das Frickinger-Gebäude in Göggingen, auch Steinhaus genannt, wurde 1495 von einem Fugger übernommen.

Die Fugger in Göggingen

Besonders durch seinen hohen finanziellen Bedarf pflegte König Maximilian I.?, auch "der letzte Ritter" genannt, beste Beziehungen zu der Familie Fugger, die ihm als Kreditgeber zur Seite stand. Von ihrem Besitz in Göggingen, dem ehemaligen Landgut der Frickinger?, starteten die Fugger mit König Maximilian I.? manchen Jagdausflug mit Falken, verbunden mit einem dörflichen Fest. Gerne ritt "der letzte Ritter" zur Falkenbeize an die Singold und Wertach, zu den Auenwäldern. Pausen legte er in dem Reichsgut Radau? ein, zu dem damals ein Schloss und ein Weiher mit einer Fischerhütte gehörten. Bei einer Falkenbeize vernahm Maximilian I.? die Glocken zur Fronleichnamsprozession. Daraufhin, so die Legende, schloss sich der Kaiser samt seiner Jagdgesellschaft der Prozession an, die vom Gögginger Pfarrer angeführt wurde. Jedoch missfiel es Maximilian I.?, dass die Prozessionsteilnehmer, der Pfarrer, die Vögte und die Dorf-Vierer vor dem Kaiser auf die Knie fielen statt mit ihrem Baldachin und den Fahnen weiterzugehen. Der Kaiser wollte ein ganz normaler Prozessionsteilnehmer sein und zog mit zur Leonhardskapelle vor dem Gögginger Tor? in der westlichen Stadtmauer von Augsburg. Es war heiß, der Weg war staubig und die Teilnehmer wurden durstig. Am Ende der Prozession spendierte der Kaiser dem "guten Völklein acht Gulden zum Vertrinken". Man hielt schriftlich fest: "Der Pfarrer bedankte sich beim leutseligen Kaiser und erklärte, dass keine solche Prozession so lange Göggingen gestanden, abgehalten worden, noch ein solches Exempel von Demütigkeit je von einem Kaiser gegeben worden sei."

Mit der Entdeckung Amerikas, der Entwicklung des Buchdruckes, der Ausbreitung reformatorischer Ideen wurde der Horizont der Menschen nicht nur geografisch erweitert, sondern mit den Wissenschaften, dem Humanismus und der Reformation auch geistig erweitert. Dazu kamen die Aufstände der Bauern, die Revolte der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker, die ihre Herrschaft von Gott gegeben ausgaben. Damit waren Tabus gebrochen und ein Schritt in Richtung Freiheit und Demokratie getan worden, der nicht rückgängig gemacht werden konnte.

Neuzeit

Wiedertäufer

Viel Aufregung brachten die Wiedertäufer, wie sie genannt wurden, im 16. Jahrhundert nach Göggingen. Sie selbst sahen sich als "Täufer", die ein Leben genau wie Jesus und seine Jünger führen wollten. Kaum waren die Unruhen der Bauernaufstände, an denen sich auch die Gögginger Bauern beteiligten, vorbei, kamen aus Augsburg in der Mehrzahl junge Leute, um als Täufer ihre urchristlichen Ideen, die wir heute als eine Sonderform des Kommunismus bezeichnen würden, an der Singold zu besprechen und nach ihnen zu handeln. Viele Augsburger Wiedertäufer stammten aus wohlhabenden Familien. Diese hatten wie die Obrigkeit Angst, dass die umstürzlerischen Ideen gegen das Horten von Eigentum, gegen das Herrschertum, um sich greifen könnten. Also wurden die Wiedertäufer als Aufständische verfolgt. Sie musten entweder ihrem radikalen Glauben abschwören oder wurden eingesperrt oder gar hingerichtet. Es ist überliefert, dass sich Eitelhans Langenmantel?, ein Patriziersohn, der Anführer der Wiedertäufer war, mit Gleichgesinnten und Sympathisanten im Haus von Laux Lang? in Göggingen traf. Dort ließen sich die Sektierer als Erwachsene bewusst taufen. Darunter auch Gögginger wie Mang Pfefferin? und seine Frau, Lienhart Meir? und seine Frau, die Schwestern Anna und Margret Zirgkendorfer und andere. Getauft wurden sie von den bekannten Predigern Hans Hut? und Burckhard von Ofen?, dem "Gregorius aus dem Schweizerland".

Laux Lang? war ein Bruder des Salzburger Erzbischofs und Kardinals Lang. Auch der Prediger Hans Denck?, der die Täufer-Idee verbreitete, hielt sich damals in Göggingen auf. Und Eitelhans Langenmantel? legte sich durch provokative Schriften nicht nur mit den Katholiken und ihrem Papst an, sondern noch mehr mit den Protestanten, die damals in Augsburg die Stadt regierten.

Nachdem man die Wiedertäufer in Augsburg und Göggingen 1528 inhaftiert hatte, wurden sie "gütlich" und "peinlich" vernommen. Dann wurden sie bestraft. Oder vertrieben. Schließlich sprachen die Täufer davon, dass die weltlichen Herrscher bald nichts mehr zu melden hätten. Es kämen ungeahnte Umwälzungen. Das normale Volk würde an die Regierung kommen. Dafür hatte die damalige Oberschicht, die ihre Felle angesichts der wachsenden Täuferbewegung davon schwimmen sah, kein Verständnis. Genauso wie zwei junge Gögginger Bauernknechte, die zu den "Wiedertäufern" gezählt wurden, wurde Eitelhans Langenmantel?, der "ums Verrecken" nicht seiner Täufer-Idee abschwören wollte, zum Tode verurteilt und enthauptet, um die Bewegung im Augsburger Raum einzudämmen.

Nachreformatorische Blüte

Regiert wurde die Gemeinde von einer dörflichen Selbstvewaltung mit vier Männern an der Spitze. Vierer genannt. Diese wurden für zwei Jahre gewählt. Sie bestimmten, wenn es um Grund und Boden, aber auch um Wasserrechte ging. Nach dem Fasching, am Aschermittwoch wurde es ernst im Dorf. Die Gebühren für die Ortskasse wurden fällig. Bäcker, Metzger, Branntweiner und Wirte mussten zahlen. Am meisten der wohlhabende Braumeister. Die Einnahmen dokumentiterte der "Säckelmeister". In Kriegszeiten wurden "Estrasteuern" fällig.

In einer Gastwirtschaft wurden die Produkte von Metzger, Bäcker und Brauer getestet. Wenn alles in Ordnung war, wurde das "Mairecht" eingeläutet. Das Personal der Gemeinde, Schmied, Nachtwächter, Bader, Nachtrosshirt, Tagrosshirt, Schweinehirt, Schafhirt und auch der gefürchtete Pfänder wurden beim "Herbstrecht" bestimmt. Später auch die Hebamme.

Göggingen bekam mit dem Bau eines "lustigen" Fugger-Schlösschens, das mit Wasserwerken dekoriert wurde, ein verändertes Gesicht. Jetzt waren nicht mehr die beiden Kirchen mit ihren gotischen Türmen die Hauptsehenswürdigkeiten. Das Fugger-Schlösschen wurde derart ausstaffiert, dass es zum schönsten Gebäude des Dorfes im Süden von Augsburg wurde. Es war allerdings mit einer Mauer und einem Graben umgeben. Somit konnten die Gögginger dort nicht einfach ein- und ausspazieren.

Ein weit sichtbares Schloss war damals auch das von Hans Rehlinger? in der Radau?. Und weil die Rehlinger? zu den Katholiken zählten, konnten sie in der Rerformationszeit mit dem Wohlgefallen des ebenfalls katholischen Kaisers Karl V.? rechnen, der ihnen den Blutbann und die Gerichtsbarkeit für die Radau? verlieh. Zum Wasserschloss der Rehlinger? gehörte auch ein hoher Turm, der als Kerker benutzt werden konnte. Die Kapelle im Schloss war St. Ulrich? und der heiligen Afra geweiht. Der Rossstall, ein Bauernhof und zwei Zwinger befanden sich vor dem Schloss, das zum Schutz von der Singold und zwei Weihern umgeben war. Die Fischerhütte und die Wohnungen für die Tagwerker befanden sich ebenfalls außerhalb der Schlossmauer.

Der Wirt in der Radau? machte gute Geschäfte. Sein Bier war billiger als das in Göggingen. Das schätzten die Gögginger und tranken viel Bier im Radau-Gasthaus mit Brauerei. Das ärgerte den Fürstbischof von Augsburg, weil ihm so die Biersteuer entging. "Pippernd und Pappernd wie ein Weiher voller Frösch", sollen die Gögginger im Gasthof der Radau? über ihren Fürstbischof hergezogen sein, der in der Radau? nichts zu melden hatte und keinen für sein aufmüpfiges Gemeckere gegen die Obrigkeit bestrafen konnte. Kam jedoch der Vogt des Domkapitels? ins Radauer Gasthaus, "war alles still als würfe man einen Stein in den Weiher und die quakenden Gögginger Frösche verstummten".

Starken Protest gab es in Göggingen, als der finanziell ausgeblutete Augsburger Bischof nach dem Schmalkaldischen Krieg (1546-1547) einige Juden mit Kapital in Göggingen ansiedeln lassen wollte. Die Feldzüge des katholischen Kaisers gegen die vereinigten Protestanten hatten nicht nur vielen Menschen das Leben gekostet, sondern leerten durch die hohen Kosten für die angeheuerten Söldner auch die Kassen der Herrscher. Einige Sölden in Göggingen waren vernichtet worden. In ein erhaltenes Gebäude des Bischofs sollten die Juden ab 1556 einziehen. Dagegen formierte sich Widerstand, " ... weil es der Stadt und allen Herrschaften höchst nachteilig und zu Diebstahl und anderen Untaten Ursach wäre". Im folgenden Frühjahr musste der erste jüdische Bürger Göggingen verlassen.

Paul Hainzel?, im Jahre 1569 Bürgermeister von Augsburg, war der Wissenschaft sehr zugetan. Für den dänischen Astronomen Tycho Brahe? und seinen Bruder Johann Baptist, der auch einen Hang zur Astronomie hatte, ließ er einen sehr gut funktionierenden großen Quadranten, den ersten überhaupt, in Göggingen erbauen und aufstellen. Hergestellt war dieses damals mächtig Aufsehen erregende astronomische Gerät zum Vermessen der Himmelskörper aus dem stabilen Holz von Eichen. Die halbrunde Vermessungs-Skala wurde aus Messing gefertigt. Aufgebaut wurde das Gerät im Garten von Paul Hainzel?, am Hang. Vor einigen Jahren wurde dieser Quadrant nachgebaut und kann heute im Römerturm von Göggingen besichtigt werden.

Das Stadtbuch? von Göggingen erwähnt über diese Zeit: "Diese Ära, die mit schönen Künsten und Wissenschaft begonnen hatte, dass es für viele eine Lust war zu leben, endet im düsteren Aberglauben und Grausamkeit. Im Jahre 1591 wurden in Bobingen, einem Nachbarort von Göggingen, Hexen aufgespürt. Darunter auch ein Knabe. Sie wurden vom Straßvogt verbrannt. Auch in Göggingen bohrte der Geist der Unduldsamkeit wie überall weiter. Der Unfriede innerhalb der Gemeinschaften führte zum großen Krieg."

Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Der Dreißigjährige Krieg begann 1618. In Göggingen wirkte er sich in den ersten zehn Jahren mit Teuerungen und Pest aus. Die Freie Reichsstadt?, die eines der Zentren der protestantischen Kirchen-Reformation war, geriet natürlich besonders in den Focus der kämpfenden Parteien. Das Vernehmungsprotokoll des Augsburger Strafamtes?, das von der Befragung einer jungen Göggingerin gemacht wurde, die als Prostituierte verdächtigt wurde, zeigt die große Not, in der sich auch die Menschen der Umgebung zu dieser chaotischen Zeit befanden.

Frage: Wie sie haisz, von wannen und wie alt sie seie?
Antwort: Sie haisz Cristina Bobingerin und sei von Gegginga, ihr alter 19 jar.
Antwort: Sie gehe dem Almosen nach, sei deswegen hier 9, 6 oder 7 mal gezüchtigt und jedes mal vor die stadt geführt worden.
Frage: Wann sie allher kommen seie un bey wem sie sich aufgehalten habe.
Antwort: Am verschiedenen donnerstag sei sie in die stadt hereingegangen und gleich eingelegt worden.
Frage: Was sie allhie zu erreichen willens gewesen sei.
Antwort: Sie hab vor einem halben jahr einen kriegsmann genommen. Von demselben habe man ihr gesagt, dass er hier in der stadt sei. Darum sei sie herein gangen, hab gedacht, wann sie ihn antreff, so will sie mit ihm wekziehen.
Frage: Wie oft sie ihres gemeinen sündigen lebens halber hier gewesen sei?
Antwort: Wie sie oben sagte.
Frage: Weil sie daraus wohl sehe, dass man sie hier nicht dulden wöll. Ob sie nicht vermain, dass man einen sollichen trutz von ihr leiden muesz?

Umherstreifende Leute wie Bettler und Prostituierte verbannte man damals aus Augsburg. Damit wollte man vor allem die Almosenkassse? schonen. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges hatte Augsburg ungefähr 45.000 Einwohner. Die Dreifelderwirtschaft in Augsburgs Umgebung, die also auch von den Bauern in Göggingen betrieben wurde, konnte diese Zahl von Menschen nicht ernähren. Augsburg gehörte damals zu den größten Städten Europas. "Schier kein Winkel, auch in den rauesten Wäldern und höchsten Gebirgen blieben nicht unausgebeutet", wird berichtet. Bayern und Schwaben gehörten damals aber zu den Kornkammern des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Da jedoch Augsburg außerhalb seiner Mauern nur Wälder besaß, musste die Stadt ihr Getreide für die Bäcker von den Höfen des Hochstifts und des Bischofs? kaufen, oder im übrigen Schwaben und Bayern. Es kam aber auch Getreide von den Bauernhöfen der Fugger, Langenmantel? und Rehlinger? in Göggingen.

Schwedenkönig Gustav Adolf?, der auf Seiten der Protestanten kämpfte, rückte im Frühjahr 1632 gegen Bayern vor. Als Sieger gegen die bayerischen Truppen konnte der Schwedenkönig das Schloss Radau? an den Augsburger J. B. Garben übergeben. Kranke und verwundete Soldaten aus dem Heer des Schwedenkönigs, der mit seiner Armee über den Lech nach München weiterzog, wurden auch in Göggingen einquartiert. Das Totenbuch von Göggingen schwoll im Jahre 1635 mächtig an: 175 Namen Verstorbener wurden eingetragen. Allerdings mehr einheimische als fremde Soldaten. Inzwischen hatten Hunger und Krankheit die Gögginger im Griff. Angeblich war es so schlimm, dass im nahen Stadtbergen sogar der Kannibalisumus ausbrach. Einige Besitztümer des Bischofs waren vernichtet worden.

Zum Haushalt von Göggingen im Jahre 1644 sind Aufzeichnungen über die Dorfsteuer vorhanden. Bauern zahlten 2 Gulden, Söldner 30 Kreuzer, Beisitzer 10 Kreuzer, Witwen 10 Kreuzer. Für jede milchreiche Kuh mussten 4 Kreuzer gezahlt werden. Weitere Einnahmen waren die Pachtgelder, der Holzverkauf aus dem Gemeindewald, Erlöse aus der Gemeindeschmiede und Geld für die Benutzung der Weiden.

Die Ausgaben waren hauptsächlich für den Erhalt der Wege und Stege. Zudem musste ein Zuchtstier in Bergheim gekauft werden. Pferde kaufte man im Allgäu. Die Amtspersonen und ihre Helfer mussten bei allen Amtshandlungen mit einer "Zöhrung" verköstigt werden. Nicht billig waren sicherlich die einquartierten Soldaten, die hier wie die Maden im Speck lebten. Als die Schweden mit den verbündeten Franzosen 1646 vor Augsburg lagerten, trieben sich die beutegierigen Soldaten auch in Göggingen herum. Ein Opfer der Flammen wurde damals das Schloss Radau?.

Mit dem Westfälischen Frieden ging 1648 der Dreißigjährige Krieg zu Ende. Die Macht ging in Süddeutschland vom Kaiser auf die Landesfürsten über. Zwei Jahre später verschaffte sich der Augsburger Fürstbischof einen Überblick seiner Besitzungen. In Göggingen waren von 21 Höfen nur drei verlassen. Von den Sölden waren 53 besetzt, aber 40 verlassen. Verzeichnet wurden damals in Göggingen 59 Kühe, 53 Pferde, zehn Stück Jungvieh, 32 Schafe und zwei Ziegen. Die Augsburger Grundbesitzer Fugger und Rehlinger? verschwanden aus den Grundbüchern. Das Schloss der Fugger ging in den Besitz des Dominikanerklosters? in Augsburg über, die das alte Schloss abrissen und die Steine zum Bau einer Wallfahrtskirche verwendeten. Der Brauerei-Besitzer Hans Lauber? erwarb einen Teil des Landbesitzes der Fugger in Göggingen. Um dem Fürstbischof Rudolf Freiherr von Rechberg von Hohenrechberg?, ihrem Landesherren, einen Treue-Eid zu leisten, mussten die Gögginger 1650 nach Bobingen.

Interessantes gibt es von den Mühlen? in Göggingen und Umgebung nach dem Dreißigjährigen Krieg zu berichten. Es waren natürlich Wassermühlen, deren Räder sich an der Singold drehten. Sie gehörten zur Domstiftsverwaltung?. "Gibt keinen gewissen Handlohn, besteht aus einem Haus, darin die Mühlen mit drei Mahlrädern, einer Gerb- und einer Bleimühle, einem Stadel, ein Waschhaus, Backstatt und Garten", wurde von der Unteren Mühle in Göggingen festgehalten.

Industrialisierung

Schon vor der Industrialisierung war das Dorf Göggingen nicht nur landwirtschaftlich geprägt, denn es besaß mehr Gaststätten und Brauereien, als ein so kleines Dorf für den Eigengebrauch nutzen konnte. Das erklärt sich dadurch, dass Göggingen immer eine Durchgangsstation auf dem Weg von und nach Augsburg war und für die Augsburger als Ausflugsziel diente, weil es bequem zu Fuß erreichbar war. Außerdem ließen sich hier Handwerker nieder, die sich in Augsburg nicht niederlassen durften und reiche Patrizier errichteten hier Landhäuser. Und der Fürstbischof Clemens Wenzelslaus? ließ hier ein Alten- und Erholungsheim für die Priester seines Bistums erbauen, das nach der napoleonischen Gebietsreform zum Landgericht wurde. Damit erhob man Göggingen zu einem wichtigen Ort für die Gemeinden westlich des Lechs, denn das Gericht war für 36 Gemeinden zuständig.

Von 1804 bis 1862 war Göggingen Sitz eines Landgerichts und Bezirksamts.

Anfang des 19. Jahrhunderts kamen volkstümliche Straßenbezeichnungen in Göggingen auf, etwa „Hauptstraße“, „Staatsstraße“, „Hintere Ortsstraße“, „Klausenweg“ oder „Hüllweg“. Diese Bezeichnungen waren aber keine Adressen, denn 1814 führte Göggingen eine fortlaufende Häusernummerierung ein, die erst durch einen Gögginger Ratsbeschluss vom 4. Juli 1912 aufgehoben wurde. Dieser Beschluss führte 42 Straßennamen ein. Von den volkstümlichen Straßenbezeichnungen wurde die „Hauptstraße“ übernommen. Aus der „Staatsstraße“ wurde die „Augsburger Straße“, die „Hintere Ortsstraße“ nannte man Hessingstraße?. Häuser wurden jetzt mit Straßennamen und innerhalb der Straße fortlaufender Nummer bezeichnet, wie das auch heute noch ist.

Die Industrialisierung begann in Göggingen wie andernorts mit der Erfindung von Dampfmaschinen und Turbinen, die statt Wasserrädern die Kraft der Flüsse nutzen, aber auch durch den schnellen Transport von Material auf Zügen statt mit Ochsenkarren. Waren bis dahin die Werkstätten der Weber? und Uhrmacher in Göggingen gut vertreten, so kamen nach und nach Manufakturen und Fabriken hinzu. Zu den ersten Betrieben mit Maschinen müssen die Wassermühlen in Göggingen gezählt werden. Es gab sogar eine Gipsmühle in Göggingen.

Durch den Bau von Fabriken und die Wohnhäuser für die Arbeiter und ihre Familien boomten damals auch die Ziegeleien?, die das Baumaterial dazu liefern mussten. Das nötige Material für die Ziegel, der Lehm, lag in großen Mengen im Osten von Göggingen. Die Maurersche Ziegelei? entstand bereits 1856. Die Aktienziegelei?, die größer war, brannte ab 1862 Ziegel. Bis zum Ersten Weltkrieg waren sechs Ziegeleien? in Göggingen zu finden.

1877 wurde eine Brauerei in Göggingen am nördlichen Rand zu Augsburg gegründet. Um 1900 erstand Ludwig Glück die Brauerei an der damaligen nördlichen Grenze von Göggingen. Diese wurde nach und nach größer. Später hieß sie Bürgerliches Brauhaus oder auch Bürgerbräu Göggingen?. Als Bürgerbräu Göggingen? wurde diese Brauerei 1990 geschlossen und das Gelände verkauft.

1882 schloss man Göggingen mit öffentlichen Verkehrsmitteln an Augsburg an. Zunächst mit einer Pferdebahn, vier Jahre später aber schon mit einer Straßenbahn, was für Pendler zwischen Göggingen und Augsburg einen großen Fortschritt darstellte. Die Bahn endete damals am Gasthof Zum Ochsen. Schon damals wollte man die Bahn bis zur Hessingklinik und zur Wellenburgerstraße? weiterführen, da die Pendler zu ihren Wohnquartieren noch ein ordentliches Stück zu Fuß gehen mussten, doch scheiterten die damaligen Pläne am Widerstand von Bauern im Gögginger Gemeinderat.

Um 1890 arbeitete man in den Fabriken im Schnitt 13 Stunden am Tag. Auch am Samstag. Von 6 Uhr früh bis 19 Uhr nachts! Ab 1873 wurden für die Arbeiter-Familien Häuser und kleine Siedlungen (Kolonien) gebaut. Die Frauen erhielten wesentlich weniger Lohn als die Männer. Schulpflichtige Mädchen arbeiteten im Akkord. 1903 gründete sich ein SPD -Ortsverein für Göggingen, der sich um die Rechte der arbeitenden Bevölkerung kümmerte.

Die folgenden Personen wollten sich mit Manufakturen oder Fabriken in Göggingen den Geldbeutel besonders dicke füllen:

Johann August Pauli von Wertschätz dürfte wohl nur ein Mühlenbesitzer gewesen sein, der in alten Aufzeichnungen als Inhaber einer "Taback-Stampf" an der Singold geführt wird. Was wohl bedeutet, dass er Schnupftabak herstellte, auch wenn er sich selbst als "Fabrikant für Puder und Stärke" bezeichnete.

Der Augsburger Fürstbischof Joseph Ignaz Philipp von Hessen-Darmstadt? hatte den Eindruck bekommen, man könne mit einer Manufaktur für Majolika mehr Reibach machen als mit Kühen, Schweinen oder Schafen. Er ließ 1748 eine Manufaktur für Majolika errichten, um in Göggingen porzellanähnliche Waren für Fürstenhäuser und andere Wohlhabende herzustellen. In Meißen war um 1709 die Herstellung von Porzellan gelungen, das damals teuer aus China importiert wurde. Nach ein paar Jahren wurde die Majolika-Manufaktur in Göggingen wieder geschlossen, weil sie nichts als Verluste einbrachte.

Einen der ersten Versuche, mit einer Manufaktur zum Bedrucken von Baumwollstoffen (Cotton, Kattun) startete die Kaufmannswitwe Catharina del Espine um 1760 in Göggingen. Die Baumwolle löste zu dieser Zeit immer mehr die Stoffe aus Flachs, Hanf oder Schafwolle ab. Jedoch hatte die Witwe kein Glück. Ihr Betrieb existierte nur einige Jahre.

Auch die aus Italien kommenden Seidenhändler Pelloux und Brentano-Mezzegra? hatten mit ihrem Betrieb für Seidenspinnerei und -weberei in Göggingen keinen Erfolg, weshalb sie nach Lechhausen umsiedelten.

Nachdem in England die Herstellung von Garnen und Stoffen durch immer effektivere Maschinen ab 1812 zur Massenproduktion wurde, versuchte man auch im damaligen Königreich Bayern entsprechende Fabriken aufzubauen. Hauptsächlich zur Herstellung von Textilien und Maschinen. Durch die vielen Weber? war Augsburg schon zuvor als Textilstadt bekannt geworden. Und durch die günstige Wasserkraft in und um Augsburg mit seinen Flüssen, Kanälen und Bächen konnte günstige Energie gewonnen werden, die zum Antrieb von Maschinen benötigt wurde. Als die Garnzwirnerei von Eusebios Schiffmacher? im Augsburger Lechviertel zu klein für die ständig anwachsende Produktion wurde, erstand er mit seinem Teilhaber Wilhelm Butz? 1863 in Göggingen ein Gelände zwischen Singold und Wertach zum Bau der Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göggingen (ZNFG). 1872 wurde dieser Betrieb in eine Aktiengesellschaft (AG) umgewandelt. Damals noch mit rund 180 Beschäftigten. Über 1.400 Mitarbeiter waren es dann schon im Jahre 1912. Nach und nach wurde die ZNFG zum wichtigsten Betrieb und Steuerzahler in Göggingen. Sie unterhielt durch ihre Im- und Exporte internationale Geschäftsbeziehungen und machte so Göggingen weltweit bekannt.

Leider hatte Göggingen das Pech, dass die Bahnlinie von Augsburg nach Lindau, die ab 1847 schon bis Kaufbeuren befahren wurde, zu weit östlich am vorbeiführte und Göggingen vorerst keine Haltestation erhielt.

Der Transport von Bäumen, Kalk oder Gips aus den Alpen wurde auf der Wertach bis 1900 auch noch mit Flößen erledigt. Auch wenn der Lech auf seinen Wellen weitaus mehr Flöße von den Bergen nach Augsburg trug, kamen 1880 noch rund 100 Flöße auf der Wertach bis zur Floßlände? nach Göggingen. Der Bau von Wasserkraftwerken stoppte dann die Flößerei völlig. Übrigens: Die Wertach war ab 1852 begradigt worden. So schloss sich vor allem die ZNFG den Plänen der Augsburger Fabriken an, eine Localbahn zu errichten, mit der auch Göggingen beliefert werden konnte. Oder fertiggestellte Waren von Göggingen abtransportiert werden konnten. Die Schienen der Localbahn wurden ab 1895 nach Göggingen, Pfersee und Haunstetten befahren. Damit war Göggingen mit dem Liniennetz der Züge über Augsburg verbunden. Die Gögginger Brauerei (Bürgerbräu Göggingen? und die ZNFG hatten Haltestellen an der Localbahn.

Für den Personen-Transport wurde 1882 die Pferdebahn von der Augsburger Innenstadt nach Göggingen gebaut. Ein Zwitter-Fahrzeug, halb Pferdekutsche, halb öffentliches Verkehrsmittel auf festen Gleisen. Elektrifiziert wurde die Straßenbahn dann ab 1898.

Auch in Göggingen gab es nun die ersten Unfälle durch den stärker werdenden Verkehr, denn immer mehr Beschäftigte mussten von Augsburg nach Göggingen und von Göggingen nach Augsburg zu den Fabriken transportiert werden. Die Pendler gehörten bald zum Alltag. Auch die Zahl von Transportfahrzeugen aller Art nahm mit der Industrialisierung stark zu. Großes Aufsehen erregte der Verkehrsunfall eines Färbereifuhrwerks, das am Fuße des Klausenbergs, wo sich auch Fußgänger mit und ohne Schubkarren sowie Reiter tummelten, mit einer Straßenbahn zusammenrauschte. Jetzt mussten Verkehrsregeln und die dazugehörigen Schilder her. Die Ruhe eines Dorfes war spätestens ab dem Ende des 19. Jahrhundert in Göggingen verschwunden.

Selbst nachts herrschte nun noch Leben auf den Straßen. Darum versorgte am 1896 die Untere Mühle? die Straßenlaternen von Göggingen mit Strom. Dazu wurden in die Mühle zwei Turbinen als Stromerzeuger eingebaut, die eine Leistung von je 30 PS hatten. Damit konnten auch Privatwohnungen versorgt werden. Die größeren Betriebe hatten eigene Kraftwerke oder wurden von der LEW („Lech Elektrizitäts Werke in Gersthofen“) versorgt, die 1904 die Untere Mühle? aufkauften. Und für die Gas-Versorgung baute 1912 ein Unternehmer sogar ein eigenes Gaswerk für Göggingen.

Zu einer Maschinen-Fabrik wurde die einstige Werkstatt des Eisendrehers Otto Holzhäuer?, der sie 1900 an der Augsburger Straße gründete. Sie wurde 1909 zur Alpine Maschinenfabrik-Gesellschaft m.b.H. Zuerst wurden Mühlen für den Haushalt hergestellt. Zum Mahlen von Getreide oder Bohnen. Dann kamen diverse Zerkleinerungsmaschinen hinzu, die auch außerhalb von Deutschland verkauft wurden. Ende November 1987 wurde die Alpine AG zu 100 % von der Hosokawas Micron Corporation, Osaka, Japan übernommen.

Weltweit bekannt wurde Göggingen in der Zeit der Industrialisierung auch durch Friedrich Hessing. Er verwandelte durch seine orthopädische Klinik Göggingen in einen Kurort. Friedrich Hessing wird als Außenseiter bezeichnet. Er stammte aus bescheidenen Verhältnissen. Durch die Förderung eines einflussreichen Gönners konnte Hessing in Göggingen ab 1869 die ersten Gebäude aufkaufen und nach und nach zu einem europaweit bekannten Platz für Menschen aufbauen, die Hilfe vom Orthopädie-Experten Hessing in Anspruch nahmen. Oft eine sehr teure Angelegenheit. So kamen damals wohlhabende und einflussreiche Personen in die Hessing'sche Kurklinik und damit nach Göggingen.

20. Jahrhundert

1933 wurde die „Augsburger Straße“ zur „Adolf-Hitler-Straße“, die „Hauptstraße“ zur „Hindenburgstraße“. Nach dem Krieg machte man diese Umbenennungen bald wieder rückgängig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Göggingen dynamisch. 1954 übernahm der Ort die Patenschaft für Bewohner der Stadt und des Kreises Neudek im Sudetenland. Aufgrund der Beneš-Dekrete waren sie 1945 enteignet und aus ihrer angestammten Heimat vertrieben worden. Nun zogen viele dieser Sudetendeutschen nach Göggingen, das sich mit dem Zustrom wirtschaftlich entwickelte und vor 1969 auf 16.000 Einwohner anschwoll. Deshalb erhob man 1969 die Marktgemeinde Göggingen zur Stadt.

Die Freude darüber war allerdings von kurzer Dauer, denn schon am 1. Juli 1972 wurde Göggingen mit Haunstetten, Bergheim und Inningen im Rahmen der bayerischen Gebietsreform nach Augsburg eingemeindet. Als Göggingen 1972 zu Augsburg eingemeindet wurde, bekamen von 135 Gögginger Straßen 50 neue Namen. Aus der „Hauptstraße“ wurde die Bürgermeister-Aurnhammer-Straße und die „Gögginger Landstraße“ entfiel, weil sie in der Augsburger Gögginger Straße aufging. Die Gögginger wehrten sich zuvor mit allen Mitteln gegen die Eingemeindung nach Augsburg, ohne dass München auf ihren Protest einging. Die Gögginger hingen einige Zeit schwarze Fahnen auf, um gegen die Gebietsreform zu protestieren, dann fiel ihren Stadträten ein, den Augsburger wenigstens ein leeres Gögginger Stadtsäckchen zu übergeben. So beschlossen sie, das gesparte Geld vor der Eingemeindung noch schnell für verschiedenste Gögginger Zwecke auszugeben. Eine große Spende ging damals auch an die katholische Gemeinde, die am Klausenberg das Roncallihaus baute.

Details

Die Zwirnerei und Nähfadenfabrik Göggingen (heute Amann-Group) war der größte Arbeitgeber bis in die 1970er Jahre.

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