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Fugger, Jakob

genannt Jakob Fugger der Reiche. Ein Augsburger Kaufmann, Bankier und begnadeter Unternehmensstratege. Seit 1514 Reichsgraf. Zu seiner Zeit der reichste Europäer.

Leben und Wirken

Geboren wurde Jakob Fugger am 6. März 1459 in Augsburg. Schon früh wurde er auf die spätere Laufbahn als Kaufmann vorbereitet. Schon 1473 befand sich Jakob Fugger zur intensiven Ausbildung in Venedig, damals das europäische Zentrum des Handels mit Buntmetallen. Spätestens 1477, so bezeugt es ein römisches Dokument, zählte er zu den Teilhabern der Familien-Firma.

Nachdem mehrere Brüder 1478 urplötzlich gestorben waren, übernahm er das fuggersche Handelshaus als Alleininhaber, was ihm ermöglichte, sein Vermögen zielstrebig zu vermehren, großen Einfluss auf die Reichspolitik zu erhalten und die wirtschaftliche Weltgeltung des Handelshauses auszubauen. Er wurde zu dem alles überragenden Finanzgenie der Frühen Neuzeit und finanzierte, kurz nachdem Amerika entdeckt worden war, die Päpste in Rom und den Aufstieg der Habsburger zur Weltgeltung. Auch baute er ein weltumspannendes Handels-, Textil-, Bergbau- und Bankenimperium auf.

Gedenkplatte für das Augsburger Geburtshaus von Jakob Fugger am Moritzplatz, 2013 - (©) by Matthias Stöbener

1509 finanzierte er den Italienfeldzug von Kaiser Maximilian I.? mit 170.000 Gulden.

1516 begann der Bau der von ihm gestifteten Fuggerei als Reihenhaussiedlung, die er 1521 stiftete. Aber erst erst seit 1530 wurde die Fuggerei nach ihm benannt.

1519 finanzierte Jakob Fugger mit Hilfe der Augsburger Welser und dreier italienischer Banken maßgeblich die Wahl des spanischen Königs Karl zum deutschen König, was damals die Voraussetzung für dessen Wahl zum Kaiser war.

Um 1520 stand der Bankier und Montanunternehmer Jakob Fugger im Zenit seines Erfolgs.

Dem spanischen König Karl I. lieh er 543.000 Gulden, die dieser als Bestechungsgelder für seine Wahl zum Kaiser Karl V.? einsetzte. Später soll Karl V.? zu Franz I. von Frankreich, als dieser mit dem Kronschatz prahlte, gesagt haben: "Zu Augsburg ist ein Leinweber, der kann das alles bar bezahlen." Womit er Jakob Fugger meinte, sicher eine der interessantesten Persönlichkeiten, die Augsburg je hervorgebracht hatte. Für seine Unterstützung verpfändete Karl I. Jakob Fugger spanische Salz-, Gold- und Kupferbergwerke. 1521 verkaufte er sie dem Fugger auf dem Wormser Reichstag sogar - für 400.000 Gulden. Trotzdem blieb der Kaiser Jakob Fugger weiterhin mit 200.000 Gulden inklusive acht Prozent Zinsen verschuldet.

Auch für andere Adelige gab Jakob Fugger den Bankier, etwa für Albrecht von Brandenburg, der ein Darlehen von 29.000 Gulden erhielt. Albrecht von Brandenburg versuchte seine Schulden mit dem Ablasshandel auf seinem Territorium zurückzuzahlen.

Das Geschäftskapital des fuggerschen Unternehmenskonglomerats wuchs von 1494 bis 1527 von 54.000 Gulden auf 2 Mio. Gulden, wozu auch die Beteiligung am ostindischen Gewürzhandel und das Kupfermonopol des Fuggers in Europa beitrugen.

Jakob Fugger engagierte sich als Renaissance-Mäzen (z. b. Stiftung der Fuggerkapelle? in Sankt Anna). Von Kaiser Maximilian I.? wurde er in den Grafenstand erhoben, ließ sich aber weiterhin einfach nur "Fugger" nennen.

Der reiche Fugger-Bankier starb am 30. Dezember 1525 in Augsburg. Sein Neffe Anton Fugger trat in seine Fußstapfen.

Sonstiges

Schauspielerführung Jakob Fugger 2013 - (©) by Regio Augsburg Tourismusm GmbH

Von der Regio Augsburg Tourismus GmbH wird regelmäßig die Schauspielerführung "Jakob Fugger höchstpersönlich" durch die Fuggerstadt durchgeführt. Dabei begleitet Jakob Fugger die Besucher "höchstpersönlich" durch Augsburg. Mit einem Schauspieler und einer Augsburger Bürgerin? geht die Route vom Rathaus zu den Fuggerhäusern, weiter zur Fuggerei und zum Fuggerdenkmal?.

Würdigung

Original in der Ver.di-Geschäftsstelle Am Katzenstadel 34 - (©) by Dr. Reinhard Gammel

2009 feierte Augsburg eines seiner idyllischen Aushängeschilder: die Fuggerei. Die „erste Sozialsiedlung der Welt.“ Jakob Fugger der Reiche hatte sie aus der Portokasse bezahlt, 25.000 Gulden. Genauso viel, wie er für den Stirndiamanten des Sultans von Kairo als Schmiergeld ausgab. Das ist PR vom Feinsten: Fugger als Wohltäter im „Stifterland Bayern“. Dem vorbildlichen Unternehmer huldigte Augsburg im Goldenen Saal, und Jakob, den Schacher mit Fürsten, Päpsten und Sünden-Ablässen gewohnt, sicherte sich mit diesem Nadelöhr durch ewige Gebete auch noch den Platz im Himmel.

Seinen Zeitgenossen galt er nicht als Heiliger:

  • mit dem Monopolablass zur Ausbeutung der Seelenängste aller Gläubigen löste er die Reformation aus
  • das Kopfgeld auf den Wortführer der Bergarbeiter, Michael Gaismaier, ging an die Mörder
  • gegen die aufsässigen Bauern, die in Memmingen ihre Rechte formulierten, finanzierte er das Söldnerheer des Truchsess von Waldburg-Zeil, des "Bauernschlächters". Ergebnis: mehr als 100.000 Tote.

Martin Luther schrieb: „Deshalb muss man dem Fugger und dergleichen Gesellschaft einen Zaum ins Maul legen.“ Jakob der Reiche, Geldgeber für Raubzüge und Eroberungen, ist ein Symbol für all das, was der Kapitalismus angerichtet hat, und was nicht mehr so sein soll.

Geschichtsbewusstsein ist nicht nur das Nachmachen alter Kostüme, sondern Verstehen, wie früher gelebt und gelitten wurde. Nicht nur Macht und Reichtum verehren, sondern auch die Hoffnungen der Armen von früher verstehen: „Die Enkel fechten's besser aus.“

So zu lesen in Lauthals.

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