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Wertachbrucker Tor

oft auch Wertachbruckertor geschrieben;

Allgemeines

Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb

Das Wertachbrucker Tor ist eines der Stadttore Augsburgs und ein historisches Denkmal. Viele Augsburger nennen das Tor auch Schreinertor, denn die Schreiner-Innung? Augsburg hat den Turm von 1996 bis 1999 renoviert. Der damalige Obermeister Siegfried Schmid? gab die Losung aus: „Ein alter Turm erwacht zu neuem Leben.“ Viele Firmen der Qualität am Bau e. V.? beteiligten sich an der Wiederherstellung. Heute kann der Torturm nicht nur besichtigt, sondern auch für Veranstaltungen mit bis zu 30 Personen gemietet werden. Es ist der Zunftturm der Schreiner. Viele halten das Wertachbruckertor neben dem Rotes Tor für den schönsten Eingang der ehemaligen Reichsstadt? Augsburg.

Der Unterbau des Turms ist blockartig mittelalterlich. Darüber erheben sich ein achteckiges Zwischengeschoß und ein Zylinder mit Eckpilastern toskanischer Ordnung. Vor allem durch den Unterbau wirkt der Torturm sehr trutzig, was noch dadurch verstärkt wird, dass der Putz Quader andeutet. Unter dem krönenden Zeltdach mit einer aufgebauten Laterne liegt ein Triglyphen-Fries mit einem ausladenden Gesims.

Geschichte

In Überlieferungen erscheint ein Tor in der Nähe der Stelle des Wertachbrucker Tores schon um 1320 und 1331. Es diente wohl zunächst als Zolltor an einer Brücke vor der Stadt, die über die Wertach führte. 1357 sprechen dann Quellen von einem Tor („neues Tor“), das näher an der Stadt liegt und über die „Sinkel“, also den Senkelbach führte. Schon vor 1370 wird das Tor als Wertachbrucker Tor bezeichnet (1363). Damals waren an dem Tor und der nahen Brücke Reparaturen nötig geworden.

Um 1370 rückte man die Wehrmauer teilweise näher an die Stadt und baute einen Torturm in diese Wehrmauer, der in den Steuerregistern bis 1404 „roter Turm“ hieß, später „rothes Thor“ oder „porta rot Thurn“. Im Jahre 1403 bekam der Maler Conrad Judmann? den Auftrag, das Vorwerk des Tores zu bemalen. Ratsdekrete von 1436 sprechen dann wieder vom Wertachbrucker Tor, nicht mehr von einem "roten Turm". Aus dieser Zeit soll der viereckige Unterbau des Turmes, der heute noch erhalten ist, stammen.

Wertachbrucker Tor bei Nacht - (c) by Arno Löb

Auf einer Stadtansicht von 1514 ist zu erkennen, dass es sich um einen kleinen Torbau mit einer Brücke über den Senkelbach handelte, daneben eine niedrige Mauer als Befestigung der Stadt. Diese Zeichnung ist die älteste Ansicht von dem Tor mit der Brücke und einem Vortor, das als "Äußeres Wertachbruckertor" bezeichnet wurde, jedoch seit 1602 nicht mehr nachweisbar ist. Man geht davon aus, dass das Wertachbrucker Tor damals als Zollstelle an der Wertachbrücke diente.

1519 erbaute man den Backofenwall?, eine Bastion am Wertachbrucker Tor, die 1551 noch erweitert wurde. Wie bildliche Darstellungen von 1550 und 1563 zeigen, hat sich am Aussehen der Anlage während des 16. Jahrhunderts dann so gut wie nichts mehr geändert.

Der Augsburger Baumeister Elias Holl erhöhte den Bau des Wertachbrucker Tors 1605 und baute ihn zu einem mächtigen Torturm um. So gut, dass er im 30-jährigen Krieg sowohl den Angriffen der Schweden wie der Franzosen trotz schwerer Beschädigungen standhielt (1636, 1646). Das Tor war eine wichtige Zufahrt zu Augsburg und musste neben Verteidigungszwecken auch der Repräsentation dienen.

Elias Holl arbeitete am Wertachbrucker Tor etwa zur gleichen Zeit wie am Zeughaus. Auf dem quadratischen Unterbau errichtete er einen achteckigen, ganz oben runden Turm. Zwei Geschosse fügte er dem mehrstöckigen Sockel aus dem Mittelalter hinzu. Der spitzbogigen Durchfahrt verordnete er eine Putzquaderung. Das Tor schloss er mit einem flachen Zeltdach und einer zierlichen Laterne ab.

Nun war so ein Stadttor natürlich nicht nur ein Tor zum Hinein- und Hinausspazieren. Wie an anderen Toren Augsburg waren auch am Wertachbrucker Tor städtische Bedienstete beschäftigt: ein Torwart, der sich um den guten Zustand des Tores kümmerte, ein Torschließer und ein Torschreiber, der jeden Fremden, der das Tor passierte, melden und Verdächtigen den Zugang verwehren musste. Wenn Krieg war und eine Belagerung die Stadt in Alarm versetzte, mussten zwölf schwere Doppelhakenbüchsen in den oberen Geschossen bedient werden, das Schussgatter war zu besetzen und auch zwei kleine „Turmstückl“ (Geschütze) mussten bemannt werden. Das kann man in einer Inventarliste von 1681 und Brand- und Wehrordnungen aus dieser Zeit alles genau nachlesen. Aus der Zeit um 1740 ist sogar bekannt, dass neun Stadtgardisten und ein Korporal für die Sicherheit am Wertachbrucker Tor zu sorgen hatten.

Der Spanische Erbfolgekrieg brachte für Augsburg 1703 wieder eine Beschießung, die zu großen Zerstörungen führte. Die kaiserlichen Truppen übergaben schließlich im Dezember die Stadt den belagernden Franzosen, die 1704 mit der Schleifung von Wehranlagen begannen. Das Wertachbrucker Tor wurde davon nicht berührt, doch der danebenliegende Backofenwall?, den man jedoch 1742 erneut aufbaute.

Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb

Ein Stadttor wie das Wertachbrucker Tor musste natürlich ständig in Schuss gehalten werden. So spendierte man dem Wertachbrucker Tor 1735 eine neue Holzbrücke über den Stadtgraben und erneuerte zehn Jahre später die Vorschanze mit Zugbrücke und Schlagbaum. 1742 kam im Zuge der Modernisierung des Backofenwalls? und des so genannten Ravelins (ein als Schutz des Tores dienender Wallschild) die "Alte Wache" am Brückenkopf zu der Anlage hinzu. Das Wertachbrucker Tor hatte ja auch eine große Bedeutung, wie Paul von Stetten? in seiner „Geschichte Der Heil. Roem. Reichs Freyen Stadt Augspurg“ schreibt: „Vom Wertachbrucker Thor gehen die Straßen theils über Ulm nach Frankreich, auch nach Frankfurt und nach den Niederlanden, theils über Nürnberg nach Franken, Sachsen und in die nördlichen Gegenden.“ Und so ersetzte man zwischen 1804 und 1806 die „Aufzieh-Bruggen“ durch feste Fahrbahnen.

Täglich kamen hier aus den westlichen Wäldern und dem Umland viele Bauern, Händler und einfache Leute in die Stadt. Aber das Wertachbrucker Tor sah im Laufe seiner Geschichte auch viel Prominenz. 1731 z. B. begehrten hier der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen samt Sohn Friedrich (später „der Große“ genannt) Einlass. Der Preuße gab für Augsburger Silberwaren ein nettes Sümmchen aus, weshalb ihm ein großes Fest bereitet wurde.

Durch das Wertachbrucker Tor zog auch Napoleon mit seinen Soldaten 1805 in Augsburg ein. Eine Darstellung dieses Einzugs Napoleons in Augsburg findet sich übrigens heute auf der Vendôme-Säule in Paris. Der Einzug Napoleons war den Augsburgern ein Schock, wussten sie doch, dass Napoleon sie dem Bayernkönig versprochen hatte und ihre Stadt damit zur Provinz wurde und sie ihre Stadtfreiheit? verloren. Das war jedoch nicht so schlimm, wie es sich die Augsburger vorgestellt hatten und schon bald begannen sie die Wittelsbacher zu lieben. Kein Wunder, dass sie König Ludwig I. und seiner Frau Therese im August 1829 am Wertachbrucker Tor einen freudigen Empfang bereiteten und ihm dort auch die Stadtschlüssel überreichten. Übrigens steht auf einer kleinen Tafel unter einer Nische des Tores mit einer Madonna aus Sandstein: „Zur Erinnerung an den 25. August 1845, den Geburts- und Namenstag des Königs Ludwig I. und den Geburtstag des Erbprinzen Ludwig von Bayern gewidmet von den Bürgern Augsburgs.“ Das beweist erneut die Königstreue der Augsburger. Hans Reichle? hatte die Bronze-Madonna geschaffen, die hier anstelle der Sandstein-Madonna bis zu ihrem Verschwinden 1849 gestanden hatte.

Undatierte Postkarte vom Wertachbrucker Tor, Augsburg; nach einem Gemälde von J. Marschall - Sammlung Stöbener

Weil im Jahre 1867 die Stadtmauer südwestlich des Tores eingerissen wurde, steht das Tor heute ein bisschen einsam am Rand der Augsburger Altstadt. Das Tor blieb nur deshalb vom Abriss verschont, weil man es leicht umfahren konnte und es nicht störte, ein Abbruch dagegen kostspielig gewesen wäre. Auch das ehemalige Wachhaus, ein Walmdachbau mit vorgestellter Kolonade von 1742, das als Freibank? genutzt wurde, überlebte den Abbruch.

Mehr als ein Jahrhundert lag der Torturm, dem auch der Zweite Weltkrieg nichts Schlimmes angetan hatte, im Dornröschenschlaf. Erst in den 1980er Jahren des 20. Jahrhunderts fiel den Stadtvätern auf, dass er dringend einer Renovierung bedurfte, die dann auch 1988 begann und bei der Farbgestaltung die Vorstellungen von Elias Holl aufnahm. Die Stadt verpachtete das Wertachbrucker Tor an die Schreiner-Innung?, die 1998 eine denkmalschutzgerechte Innensanierung übernahm und das Wertachbrucker Thor-Fest? initiierte. 1989 stiftete die Alt-Augsburg-Gesellschaft? eine Sonnenuhr für den Turm. Der Entwurf stammte von Professor Ernst Göhlert, die Ausführung übernahm der akademische Maler Alfons Dörschug.

Details und heutige Nutzung

Nahe beim Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Nahe beim Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Nahe beim Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Nahe beim Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Nahe beim Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb
Nahe beim Wertachbrucker Tor - (c) by Arno Löb

Nähert man sich dem Wertachbrucker Tor von der ehemaligen Feldseite, also vom Norden her, so verläuft westlich des Tores eine Straße, die durch die Verfüllung des Wallgrabens entstand, um eine weitere Zugangsmöglichkeit zur Stadt zu schaffen. Richtung stadtauswärts hat der Unterbau ein niedriges Vortor mit einem korbbogigen Einfahrtsportal und einem Stichkappengewölbe. Zur Stadt hin liegt über der spitzbogigen Durchfahrt eine Figurennische. Sie ist von einer Ädikula (=kleines Häuschen), also einer Umrahmung mit einem Dach und Giebel eingefasst. Hier stand im 17. Jahrhundert eine Madonnenstatue von Hans Reichle?. Heute steht hier eine Muttergottesfigur, die Otto Entres? 1849 schuf und die auf ihrem Sockel eine Widmungsinschrift an Ludwig I.? trägt.

Die von Elias Holl aufgesetzten Geschoße besitzen runde Fenster und segmentbogige Öffnungen, die für Doppelhaken und Geschützrohre bestimmt waren.

Der Torturm hat sieben Ebenen, die durch eine enge und verwinkelte Treppe erreichbar im angebauten Fragment eines Wehrgangs erreichbar sind. Im Eingangsbereich begrüßen eine WC-Anlage und Infotafeln. Die zweite Ebene dient der Aufbewahrung der traditionellen Zunftfahne der Schreinerinnung. Auf der dritten Ebene sind Küche und Zunftstube untergebracht. Die Archivräume mit historischen Schriften und Protokollbüchern schließen sich auf der vierten Ebene an. Sowohl im fünften wie im sechsten Geschoß sind frühere Bilder vom Aussehen des Turms zu besichtigen und von der Meisterstube auf der siebten Etage hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt.

Die Inneneinrichtung wurde von den Gestaltern der Meisterschule in Garmisch-Partenkirchen? entworfen und ist in hellem Ahornholz gehalten, das sich gut in das historische Ambiente einfügt. Bei allen Maßnahmen des Innenausbaus waren die Schreinerinnung mit ihrem Innungsobermeister Siegfried Schmid?, der Architekt Peter Wittmann? und alle am Bau beteiligten Firmen und Handwerker bestrebt, dem historischen Gebäude gerecht zu werden, was gelungen ist.

Dieser altehrwürdige Torturm kann für besondere Veranstaltungen bis zu 30 Personen gemietet werden – inklusive einer Turmführung durch den Zunftmeister und einem Meistertrunk, wenn gewünscht. Ein großer Raum mit drei Sitzgruppen, eine komfortabel ausgestattete Küche: das ist die Basis für zünftiges Feiern im Torturm.

Neben dem Wertachbruckertor liegt die Brauerei Thorbräu, deren Name sich von dem Tor herleitet.

Öffnungszeiten

Turmbesichtigungstermine können auf Anfrage vereinbart werden.

Kontaktadresse

Frau Elisabeth Winter
Sonnenstraße 8 1/2
86485 Biberbach / Markt?

Tel. 08271/8877
E-Mail: elisabeth.winter(@)mutwi.de

Lage des Wertachbrucker Tors