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Fuggerhäuser

ein Augsburger Ensemble von prunkvollen Häusern in der heutigen Maximilianstraße, die Jakob Fugger als prachtvollen Stadtpalast und Firmenzentrale erbauen ließ

Fuggerhäuser Augsburg © Eva Stuhlmüller (www.augsburg-parrot.de )

Allgemeines

Die Fuggerhäuser sollten einst eine Demonstration der Macht und des Reichtums der Fugger sein. Hinter dem großen Tor in der Straßenfront stand in Kriegszeiten eine Kanone zur Abschreckung. Die Innenhöfe strahlen Ruhe aus und stehen im Sommer heute für Veranstaltungen offen. Die Adresse der Fuggerhäuser umfasst die Maximilianstraße 36/38 und den Zeugplatz? 7. Im 16. Jahrhundert waren sie die Zentrale einer Firma, deren Geschäftsverbindungen Europa umspannten und auch in andere Kontinente reichten. Hier residierte Jakob Fugger der Reiche, der als Bankier von Kaisern, Künigen und Päpsten bekannt wurde. Noch sein Nachfolger und Neffe Anton Fugger beherrschte von hier aus ein Wirtschaftsimperium nie zuvor gesehenen Umfangs im Zeitalter des Frühkapitalismus.

In den Räumen der Fuggerhäuser sind heute die Fürst Fugger Privatbank?, Arztpraxen, Kanzleien und Geschäfte untergebracht. Gebaut wurden sie, um Kaiser, Könige, Kurfürsten und Kardinäle zu beeindrucken. Hier verhörte man Martin Luther und Wolfgang Amadeus Mozart gab hier ein Konzert, das sehr gelobt wurde. Der Damenhof auf dem Gelände der Fuggerhäuser ist der erste Prunkhof der Renaissance in Deutschland. Neben dem Damenhof gibt es im Arreal noch den Zofenhof?, den Serenadenhof und den Reiterhof.

Schon die lange Front zur Maximilianstraße zeigt eine komplizierte Baugeschichte an: Anhand von wechselnden Stockwerkshöhen kann man noch heute sehen, dass hier verschiedene Bürgerhäuser zusammengefasst wurden. Erst später führte Elias Holl Symmetrie, Regulierung und Architekturgliederung in Augsburg ein. Dahinter liegt eine komplizierte Gebäudestruktur mit Höfen und Verbindungsflügeln. Südlich (Maximilianstraße 38) ist die Fürst-Fugger-Privatbank?, die eine Eingangshalle mit Kreuzgratgewölbe hat. Hinter ihr liegt der "Große Hof", der nicht zugänglich ist. Jörg Breu der Ältere? oder sein Sohn fertigte die Fresken darin, die zum Teil erhalten sind. Das Erdgeschoss ist mit Arkaden auf toskanischen Säulen ausgestattet. Das rechte nördliche Portal führt in den Mittelhof, einen schlichten Wirtschaftshof mit Arkaden und Konsolen, die als Widderköpfe gestaltet sind. Die Räume ringsum waren 1518 der Ort, an dem Kardinal Cajetan Martin Luther zum Widerruf seiner Theologie aufforderte.

Geschichte

Die ersten beiden Gebäude am damaligen Weinmarkt? kaufte Jakob Fugger 1511, um sie in den nachfolgenden Jahren nach seinen Vorstellungen umbauen zu lassen. Eines dieser Häuser war zuvor das Wohnhaus seiner Schwiegermutter Sibylla Artzt-Sulzer?. Weitere Häuserzukäufe folgten, etwa der Kauf des Ehingerhauses? oder des Kunigspergerhauses? am Weinmarkt?. Sie bildeten sozusagen den Grundstock der heutigen Fuggerhäuser.

Die Fuggerhäuser wurden in den Jahren 1512 bis 1515 umgebaut. Wer die Fuggerhäuser ursprünglich gestaltet hat, ist unsicher. Genannt werden Hans Hieber? (um 1470-1522) und alternativ Jakob Zwitzel?, der Nachfolger von Burkhart Engelberg. Gleichzeitig mit ihnen entstand der berühmte Damenhof, einer der ersten Profanbauten in Deutschland, der Stilvorgaben der italienischen Renaissance übernahm.

In den Fuggerhäusern wohnte 1518 der päpstliche Legat Kardinal Thomas Cajetan de Vio. Er war 1517 vom Papst nach Deutschland beordert worden, um die Reichsstände zum Einsatz im Türkenkrieg zu gewinnen. Deshalb kam er zum Augsburger Reichstag?. Im Oktober 1518 musste Martin Luther in den Fuggerhäusern zum Verhör durch Cajetan erscheinen. Den Anlass dazu gaben die 95 Thesen, die Luther 1517 verfasst hatte. Die Begnung Martin Luthers mit dem Abgesandten der katholischen Kirche in den Fuggerhäusern war ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte der Reformation und kann in ihrer Bedeutung kaum überschätzt werden.

1523 wurde ein südliches Nachbarhaus in den Baukomplex eingegliedert und 1531/32 kaufte Anton Fugger noch einige Anwesen am Zeugplatz? hinzu.

1530 (nach anderen Quellen 1532) begann man die verschiedenen Gebäudeteile an der Maximilianstraße unter einem gemeinsamen Satteldach zusammenzufassen und ihnen so ein einheitliches Gepräge zu geben. Das geschah auf Veranlassung der Fugger und dauerte bis 1551.

Die Gebäude am Zeugplatz? wurden von Marx? und Hans Fugger? in den Jahren 1560/63 vereinheitlicht und 1568 durch Hans Fugger? ausgebaut.

Es war Hans Fugger?, der die Fuggerhäuser in den Jahren zwischen 1568 und 1573 zu einem Stadtpalast ausbaute. Dazu berief er 1570/71 eigens den italienischen Architekten und Maler Friedrich Sustris, der für die Gestaltung der Innen- und Außendekoration engagiert wurde. Z. T. führte Sustris selbst die Ausstattung und Möblierung durch, zum Teil kamen Antonio Ponzano als Freskant, Carlo di Cesare del Palagio als Stukkator und Tonmaler sowie Wendel Dietrich als Kunstschreiner zum Zug. Später dienten Ausstattung und Möblierung dem herzoglichen Hof als Vorbild.

Die Fuggerhäuser bildeten in der Frühen Neuzeit die Schaltzentrale des weltweiten Firmenimperiums der Fugger. In dieser Zeit gingen Kaiser, Könige, Kirchenmänner und Künstler in den Fuggerhäusern ein und aus. So z. B. Kaiser Karl V.?, in dessen Reich die Sonne niemals unterging. Er residierte hier sogar und hatte Gemächer hinter dem Erker im Serenadenhof. Nur in dem spanischen Burgos hielt sich dieser Kaiser öfter auf als in Augsburg. Hier malte Tizian sein berühmtes Bild von Karl V.?. Aber nicht alle Herrscher wurden hier gern willkommen geheißen. Im Dreißigjährigen Krieg musste sich z. B. Gustav Adolf II.? vor den Fuggerhäusern ehren lassen.

Nachdem die Fugger als Handelshaus ihre Bedeutung verloren, gerieten auch die Fuggerhäuser aus dem Blick, allein der Festsaal, die Badstuben oder die fuggerschen Kunstkabinette wurden in der Öffentlichkeit erinnert.

Zunächst schmückten Fresken von Hans Burgkmair? den Prachtbau. Zwischen 1861 und 1863 wurde die Fassade der Fuggerhäuser von dem Schwabmünchener Maler Ferdinand Wagner? im Stil der Zeit neu bemalt, was Elemente der Gotik und Frührenaissance verschwinden ließ – zugunsten von fünf Bildern aus der Stadtgeschichte und der Geschichte Augsburgs. Wappen, Ornamente und kleine Porträts füllten die Zwischenräume. Weil die Farben rasch ihre Wirkung verloren, mussten sie im Ersten Weltkrieg aufgefrischt werden.

Bis 1944 waren die Fuggerhäuser Sitz des Augsburger Fuggermuseums?, das in den so genannten "Badstuben" untergebracht war, in der Gefahr von Luftangriffen aber nach dem Fuggerschloss Babenhausen? ausgelagert wurde. Die Fuggerhäuser selbst erlitten in der Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 schwere Schäden. In ihnen verbrannte damals die wertvolle Musikaliensammlung der Fugger und auch der Großteil der noch vorhandenen Innenausstattung ging verloren. Weder die wertvoll ausgestatteten "italienischen Wohnräume", die Antonio de Beatis, der Sekretär des Kardinals Luigi von Aragon, 1517 bewundernd beschrieb, noch die Kunstsammlung der Fugger, die der Humanist Beatus Rhenanus 1530 bestaunte, entkamen der Vernichtung.

Friedrich Carl Fürst Fugger-Babenhausen? initiierte ab 1949 einen vereinfachten Wiederaufbau des Hauskomplexes, will heißen: Man hat die Fuggerhäuser nur im Äußeren wiederhergestellt.

Es war Raimund von Doblhoff?, der bis 1955 den Palast der Fugger als Wohn- und Geschäftshaus wieder aufbaute. Dabei bezog er historische Restbestände der Fuggerhäuser in das Betonskelett ein, das er neu hochzog. Nicht wieder hergestellt wurden die beiden Balkone und die Dachtürmchen, die Jakob Fugger seinem Wohn- und Firmensitz hatte anfügen lassen, wobei er sich von Motiven venezianischer Herkunft für das deutsche Breithaus schwäbischer Art inspirieren ließ. Der Fassade verordnete man nach dem Krieg eine schlichte Sgraffito-Kassettenmalerei.

Im Juli 2008 meldete die Augsburger Allgemeine in einem großen Artikel, die Fuggerhäuser in der Maximilianstraße würden zu einem Fuggermuseum umgebaut, das bis zum 550. Jubiläum Jakob Fuggers im Sommer 2009 öffnen sollte. In das Museum würden auch der Zofenhof?, der Damenhof und der Serenadenhof integriert. Geplant sei das Fuggermuseum von der Familie Fugger. Die folgenden Jahre ließen jedoch auf die Eröffnung des Fuggermuseums in Augsburg warten. Allein die Säulen im Damenhof restaurierte man 2008.

Details

Die Fassade des fuggerschen Gebäudekomplexes ist fast 70 Meter lang. Sie schließt nördlich des Hotels "Drei Mohren" im Bereich der mittleren Maximilianstraße an, wo sich früher der Weinmarkt? befand.

Es handelt sich bei den Fuggerhäusern um einen Traufseitbau, der Elemente oberdeutscher und italienischer Formensprache in sich vereint. Das Ergebnis ist der charakteristische Stil der augsburgischen Renaissance.

Früher waren die Fassaden der Fuggerhäuser prachtvoll gestaltet. Im 16. Jahrhundert schmückte sie Jörg Breu der Ältere? (1475/80-1537) mit einer freskierten Scheinarchitektur, auf den Traufen erhoben sich kleine Ziertürmchen und Anton Fugger ließ das steile Dach mit Kupfer decken. Dazu bedingte er sich von Kaiser Maximilian I.? gegen ein Darlehen die zollfreie Einfuhr ungarischen Kupfers aus. Das war ein Vorbild für andere und ein großer Moment der deutschen Renaissance, denn noch vor 1525 folgten andere Städte dem Augsburger Muster. So überdachten die Münchener ihre Frauenkirche mit Kupferkuppeln. Auch Hans Burgkmair der Ältere soll die Fassade der Fuggerhäuser freskiert haben, doch wurden seine Fresken 1761 übertüncht.

Da die Front in der Zwischenzeit verändert worden war, ließen die Fugger in den Jahren 1860 bis 1863 den aus Schwabmünchen stammenden Maler Ferdinand Wagner? (1819-81) die Fassade mit Szenen aus der Geschichte des Hauses Fugger und Augsburgs freskieren. Er legte sein Werk in fünf Bildfeldern an. Weil dieser Bildzyklus im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurde, erhielten die Fuggerhäuser beim Wiederaufbau in den 1950er Jahren die heutige gefelderte Putzgliederung.

Vor dem Eingang zur heutigen Fürst Fugger Privatbank? befindet sich das so genannte "Adlertor" mit einem aufgemalten Reichsadler. Damit sollte darauf hingewiesen werden, dass die Fuggerhäuser kaiserliches Quartier waren.

An der Nordseite, die nach 1944 ebenfalls wieder aufgebaut wurde, befindet sich über dem Portal mit einem aufgesprengten Giebel das Allianzwappen von Friedrich Carl Füst Fugger-Babenhausen?, der 1979 starb, sowie seiner Frau Fürstin Gunilla geb. Gräfin Bielke.

Die Nordostecke besitzt einen Erker, der auf einer Konsole aus dem 16. Jahrhundert aufsitzt.

Der Trakt der Fuggerhäuser, der im Osten liegt, diente als Logis- und Repräsentationsbereich, wenn die Fugger Gäste beherbergten. Die höchsten Gäste, die hier wohnten, waren wohl Kaiser Karl V.?, dem es in Augsburg so gut gefiel, dass er ein ganzes Jahr hier verbrachte, und dessen Bruder Ferdinand I.?. Mit Kaiser Kaiser Karl V.? kam auch der Maler Tizian im Oktober 1548 und zwischen November 1550 und Mai 1551 nach Augsburg, wo u. a. die folgenden Bildnisse entstanden:

  • Karl V. zu Pferde bei Mühlberg (heute im Museo del Prado, Madrid)
  • Karl V. sitzend (heute in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, München)
  • Philipp II. in Waffen (heute im Museo del Prado, Madrid)
  • Elisabeth von Portugal (heute im Museo del Prado, Madrid): Sie war die Frau von Karl V.?, aber damals schon verstorben; Tizian malte sie in Augsburg nach einer Vorlage

Tritt man durch das Adlertor (Maximilianstraße 38) in die Fuggerhäuser, kommt man in eine Erdgeschoss-Halle mit zwei Schiffen und drei Jochen Kreuzgratgewölbe über Säulen. An den Gurten erkennt man noch Reste von gemalten Groteskornamenten. Die Halle führt zum Serenadenhof und zeigt Büsten von Jakob, Anton und Raymund Fugger?. Über dem Türgewände an der nördlichen Seite der Halle hat man das Familienwappen der Fugger angebracht. Das Türgewände hat einen gotischen Rahmen, das Familienwappen wurde im Original von Bernhard Bendl? gegossen.

Badstuben

Wie sehr die Fuggerhäuser nach Maßstäben der Renaissance gestaltet wurden, zeigt sich im besonderen an den im Folgenden behandelten reizvollen Innenhöfen des Gebäudekomplexes.

Damenhof

Reiterhof

Serenadenhof

Zofenhof

Lage

Maximilianstraße 36/38, Zeugplatz? 7