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Eiskanal
auch Kanu-Slalom-Strecke genannt; erste künstliche Wildwasserbahn Deutschlands
Allgemeines
Laut Michael Oswald, 2010 seit elf Jahren Schleusenwärter am Hochablaß, ersetzte der heutige Eiskanal einen älteren Eiskanal. In einem Prospekt zur Eröffnung der Kanustrecke vom 23. Mai 1971, also vor den Olympia-Wettbewerben 1972 in Augsburg, so Oswald, wird von der "Kanuslalomstecke am Eiskanal in Augsburg" geschrieben. Weiter heißt es in dem Prospekt: "Ursprünlich war bei der Bewerbung Augsburgs als Austragungsort die alte Wettbewerbsstrecke (Hauptstadtbach? - Eiskanal) vorgesehen gewesen. Da diese Strecke in ihrem Schwierigkeitsgrad nicht mehr den internationalen Anforderungen entsprach, wurde von der ICF die Anlage einer neuen Stecke gefordert ..." Vom Alten Eiskanal, so Oswald 2010, könne man noch Spuren erkennen. Am Ende der Jugendstrecke befänden sich links und rechts kleine schräge Becken, die den Verlauf des alten Eiskanals Richtung Lech noch erahnen ließen. Der Eiskanal sollte im Winter das Eis aus den Stadtbächen? fern halten.
''Eiskanal Augsburg © Eva Stuhlmüller
Geschichte
Weil also der alte Eiskanal den Olympia-Erfordernissen nicht mehr genügt, baute man für die Olympischen Sommerspiele 1972 beim Hochablass am Lech das Kanu-Slalom-Stadion mit Tribünen für etwa 24.000 Zuschauer. Am 28. und 30. August 1972 fanden in dem neuen Stadion die ersten olympischen Kanu-Slaloms statt.
Zu den olympischen Spielen 1972 am Eiskanal kamen 103 Teilnehmer aus 16 Ländern und paddelten in der olympischen Disziplin Kanuslalom um einen Platz auf dem Siegertreppchen, übrigens erst 1992 in Barcelona wieder während einer Olympiade. Die etwa 660 Meter lange Strecke, die für ungefähr 16 Mio. DM errichtet wurde, besuchten damals mehr als 50.000 Zuschauer. 1972 konnten vier Goldmedaillen am Eiskanal gewonnen werden. Sie gingen alle an Sportlerinnen und Sportler der damaligen DDR. Die Namen der Medaillen-Gewinner stehen auf einer Tafel am Ende der Olympiastrecke gegenüber dem Ziel.
Im Juli 2010 fanden im Eiskanal die Finalrennen der "ICF Canoue Slalom World Cup Series 2010" statt, woran sieben Augsburger teilnahmen, die damals die Hälfte der deutschen Nationalmannschaft stellten.
Im Mai 2012 fand auf der Olympia-Strecke von 1972 die Europameisterschaft im Kanu-Slalom mit 230 Sportlern aus 28 Nationen statt.
Im September 2012 lud der Verein Kanu Schwaben? die Alt- OB? HansBreuer? und Peter Menacher? ein, um seine Olympia-Teilnehmer von 1972 erneut zu ehren und an das 40-jährige Eiskanal-Jubiläum zu erinnern. Dabei wurde auch ein Gedenkstein mit einer Tafel enthüllt, die an die Olympischen Sommerspiele und an den damaligen Fackelträger Karl Heinz Englet erinnerte. Der Text lautetet: „Am 20. August 1972 entzündete Karl Heinz Englet das Olympische Feuer hier am Eiskanal. Das war die Geburtsstunde des Kanuslaloms als olympische Sportart.“ Geschaffen hatte den Stein die Handwerkskammer Schwaben?, dem Verein Kanu Schwaben? wurde zum Vorwurf gemacht, er habe den Stein eigenmächtig auf städtischem Gelände aufgestellt zu haben. Den Text des Steins hatte im März 2012 der Sportausschuss? wegen der alleinigen Erwähnung von Karl Heinz Englet abgelehnt. Der Ausschuss wollte stattdessen sämtliche damaligen Fackelträger auf der Tafel des Gedenksteins nennen. Nach der Aufstellung entschieden der Sportausschuss? und der Sportamtsleiter? deshalb, den Stein wieder zu entfernen, nachdem es lange politischen Streit in Augsburg gegeben hatte.
Ende Juni 2013 fand am Eiskanal der Kanuslalom-Weltcup statt, an dem 260 Athleten aus 31 Ländern, darunter auch einige Augsburger teilnahmen. Zum ersten Mal fand ein Teamwettbewerb statt, bei dem pro Land drei Boote durch den Parcours mussten.
Details
Der Eiskanal ist die einzige künstliche Wildwasserstrecke Deutschlands. Er wurde für die Olympiade München-Augsburg-Kiel gebaut, ist etwa 660 Meter lang und besitzt einen Höhenunterschied von etwa 4,50 Metern. Am 20. Juli 1970 begann man mit dem Bau, fertig gestellt wurde er nach zehn Monaten und gleich am 22. August 1971 veranstaltete man einen internationalen Wettkampf, um für die Olympiade 1972 zu proben.
Man muss sich den Kanal als riesige Betonrinne vorstellen, in der es einige künstliche Hindernisse gibt, wie etwa den "Zuckerhut" oder "Moby Dick". Die Hindernisse sind wasserhydraulische Formen und lassen Passagen wie das "Karussel", "Zoom Flume" oder die "Waschmaschine" entstehen. Es war die erste künstliche Kanuslalom-Wettstrecke weltweit und auf den Tribünen an der Strecke haben etwa 24.000 Menschen Platz.
Der Schwierigkeitsgrad des Eiskanals variiert zwischen WW II und WW IV. Auf Nebenstrecken können Anfänger und Einsteiger üben. Wahrscheinlich ist der Eiskanal auch die sicherste Wildwasserbahn der Welt, denn er besitzt keine scharfen Felskanten oder Felsspalten, so dass die Verletzungsgefahr äußerst gering ist. Die Dauer einer Fahrt schwankt, je nachdem wie viele Kehrwasser gefahren werden, zwischen 10 und 20 Minuten. Der Kanal ist an der Eingangsschleuse nur etwa drei Meter breit, sonst aber im Schnitt etwa 10 Meter, bei einer Tiefe von 0,40 bis 1,20 Metern. Die Strömungsgeschwindigkeit schwankt zwischen 9 km/h (Durchschnitt) und etwa 20 km/h maximal, dies bei einem durchschnittlichen Gefälle von 6,5 Promille und maximal 15 Promille. Die durchgeleitete Wassermenge beträgt zwischen 10 und 19 cbm/s. Der größte Vorteil des Eiskanals besteht darin, dass durch die verschiedenen Sperrwerke immer ein Wasserstand geboten ist, der hervorragende Sportmöglichkeiten bietet. Außer natürlich in den Wintermonaten.
Es gibt insgesamt sechs Wettkampfstrecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden: eine Bayern-, eine Eiskanal-, eine Olympia-, eine Schwaben-, eine Sprint- und eine Stadtstrecke. Über 300 Torkombinationen sind auf diesem geschlossenen Kanuslalom-Ensemble möglich, was wohl weltweit einmalig sein dürfte. Zu bemerken ist noch, dass sich die Strecke in zwei Arme gabelt: eine Wildwasser- und eine Slalomstrecke. Die Slalomstrecke fließt als Hauptstadtbach? Richtung Innenstadt; dieser Bach bestand schon vor 1972 und verzweigt sich an der Friedberger Straße beim Schwabencenter. Sein Wasser versorgt verschiedene Kraftwerke der Augsburger Industrie, dient aber auch dem Wassersport. Die Wildwasserstrecke ergießt sich am Ende in den Lech.
Auf den verschiedenen Strecken trainieren die deutschen Nationalmannschaften für Rafting sowie für Kanu- und Kajak Wildwasser/Slalom. Es kann also gut sein, dass man hier einen Weltmeister oder Olympiasieger in diesen Disziplinen beobachten kann. Die Statistik Augsburger Wassersportler kann sich jedenfalls sehen lassen.
Unterhalten wird die Anlage von der Stadt Augsburg mit Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats Bayern? als Bundesleistungszentrum für Kanuslalom und Wildwasser und als Außenstelle des Olympiastützpunktes München. Die Wasserqualität der Anlage ist aufgrund des Alpenflusses Lech ausgezeichnet.
Übrigens heißt die Wildwasserbahn Eiskanal, weil sie im Winter als Umgehungskanal für Treibeis dient, das von den Turbinen des nahe gelegenen Augsburger Wasserwerkes ferngehalten werden muss.
Benutzung und Erreichbarkeit
Jeder kann die Kanuslalomstrecke begehen und außerhalb von Veranstaltungen oder dem organisierten Training der Hochleistungssportler nutzen. Man muss die ausgehängte Benutzungsordnung beachten und sich an der Strecke eine Tageskarte kaufen. Das war es.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Strecke folgendermaßen zu erreichen: Man benutzt einen der Busse 23 oder 26 (Hauptbahnhof - Zentrum - Haltestelle "Hochzoll Brücke") und hat von "Hochzoll Brücke" noch etwa 10 Gehminuten zur Strecke.
Bundesleistungszentrum für Kanuslalom und Wildwasser
Das Bundesleistungszentrum Kanu liegt direkt an der Olympia-Kanustrecke mitten im Siebentischwald, einem der schönsten Augsburger Naherholungsgebiete. Es gibt hier einen Fitnessraum, einen großen und einen kleinen Seminarraum, eine Sauna, ein Schwimmbad, einen Aufenthaltsraum mit TV und einen Frühstücksraum. Hier können bis zu 60 Personen in Vierbett-, Dreibett- und Doppelzimmern unterkommen.
Veranstaltungen
Regelmäßig, aber nicht jährlich, findet der Weltcup im Kanusport in Augsburg statt. Er dauert mehrere Tage und findet viele Tausende Zuschauer.
Adresse
Kanuzentrum Augsburg
Am Eiskanal 30
86161 Augsburg
Tel. 0821/3249703
Fax. 0821/3249705
E-Mail: mail(@)kanuzentrum-augsburg.de
Weblinks
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