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Bechteler, Theo
ein Bildhauer, der in Augsburg lebte.
Leben und Wirken
Theo Bechteler wurde am 8. Februar 1903 in Immenstadt? im Allgäu geboren. Er war das siebte von acht Kindern des Zinngießers und Drechslers Theodor Bechteler und dessen Frau Elisabeth. Übrigens schlug auch der Bruder Theos, Eduard Bechteler, der 1890 in München geboren wurde und 1983 in Mindelheim starb, eine künstlerische Laufbahn ein. Der Vater starb allerdings schon im Jahr 1911 und mit seinem Bruder Eduard soll sich Theo Bechteler weder künstlerisch noch persönlich verstanden haben. In Oberammergau? machte Theo Bechteler nach seiner Schulzeit von 1922 bis 1924 eine Bildhauer- bzw. Holzschnitzerlehre. Anschließend studierte er von 1926 bis 1934 acht Jahre an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin-Charlottenburg. Dort war er Meisterschüler von Professor Ludwig Gies. Ludwig Gies wurde von den Nazis als entartet gebrandmarkt und hat nach dem Krieg den Bundesadler („Fette Henne“) geschaffen.
1927/28 schuf Theo Bechteler eine expressionistische Plastik des dornengekrönten Christus, mit der er im Allgäu Anstoß erregte. 1929 machte er eine Exkursion nach Paris und Chartres, 1931 betrieb er auf einer Reise durch Thüringen Naturstudien und 1932 hatte er in Berlin seine erste Ausstellung. Im gleichen Jahr heiratete er die Königsbergerin Elfriede Kristeleit. Das Paar zieht nach Berlin-Gatow, wo im Laufe der Jahre die vier Kinder geboren werden: 1933 Else, 1934 Barbara, 1935 Christoph und 1937 Karl-Georg. Die Tochter Else Bechteler-Moses wurde eine bekannte Malerin und Teppichkünstlerin, der Sohn Christoph ein Metallplastiker.
Schon 1933 verbieten die Nazis Theo Bechteler seine künstlerische Arbeit und Ausstellungstätigkeit. Er muss sich mit Handwerkerarbeiten über Wasser halten. Das Verbot wird bis 1945 aufrechterhalten. Während des Krieges muss Theo Bechteler verwundete Soldaten in Finnland, Frankreich, Belgien und zu Kriegsende in Dresden betreuen und beschäftigen (von 1943 bis 1945). Wegen eines Augenleidens ist er nie Soldat der Wehrmacht gewesen.
Nach dem Krieg hält er sich längere Zeit in Paris und Florenz auf. Er kehrt nach Immenstadt? im Allgäu zurück, wo er beginnt, Holz- und Steinplastiken zu fertigen. Dort hat er auch 1948 seine erste Einzelausstellung.
1950/51 erhält er von der Stadt Augsburg den ersten Auftrag. Nach dem Sankt-Franziskus-Brunnen? übernimmt er in Augsburg weitere kirchliche und profane Aufträge. "Entdeckt" hat ihn der damalige Stadtbaurat Walter Schmidt? bei einer Ausstellung in den Fuggerhäusern. Für die Stadt Augsburg arbeitet er oft im Sektor "Kunst am Bau". Etwa im Jahresabstand erhält er Aufträge der Stadt Augsburg bzw. des Landesbauamtes Augsburg?.
1953 beginnt er mit freien Arbeiten in Zinn und Bronze, die er im Wachsausschmelzverfahren produziert, das er weiterentwickelt. Bis in die 1960er Jahre befassen sich seine filigranen Bronzekonstruktionen mit dem Thema "Haus". Meist sind sie symbolisch und surrealistisch überhöht.
1955 (nach anderen Quellen 1956) übersiedelt Theo Bechteler nach Augsburg.
1958 wird er Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, bei dem er auch seine dritte Ausstellung hat.
In Darmstadt wird Theo Bechteler 1963 Mitglied der Neuen Sezession und in Augsburg ist er maßgeblich an der Wiedergründung des Kunstvereins Augsburg? beteiligt. Ein Jahr später baut er die erste Ausstellung "Deutsche Bildhauer der Gegenwart" des Kunstvereins Augsburg? auf, die später im Zehn-Jahres-Rhythmus veranstaltet wird.
1965 nimmt man Theo Bechteler in die NEUE GRUPPE in München auf.
Nach seinen Italienaufenthalten 1959 und 1974 schafft Theo Bechteler viele "Landschaftsblöcke", die mit Figuren wie in Theaterszenarien besetzt sind. Meist sind diese Arbeiten Klein- und Kleinstformate.
Im November 1969 hat man die ganze Künstlerfamilie Bechteler mit dem Kunstpreis der Diözese Augsburg? ausgezeichnet. Vater Theo, Tochter Else und Sohn Christoph Bechteler hatten damals im Rahmen der 21. Großen Schwäbischen Kunstausstellung in einem der Fürstenzimmer des Augsburger Rathauses in einer Sonderschau ihr Schaffen vorgestellt.
Im Februar 1993 zeigt das Schaezlerpalais eine umfassende Retrospektive des Werkes von Theo Bechteler, der am 22. Juni 1993 dort im Schaezlerpalaisin Augburg gestorben ist.
Werk
Bechtelers Werke können als poetisch beschrieben werden. Oft schuf er Kleinformatiges, dessen Leichtigkeit der Figuren charakteristisch ist. Nach dem Krieg war er wohl der wichtigste Bildhauer des Oberallgäus?. Sein Werk lässt sich in fünf Phasen einteilen: In der Frühzeit fertigte er expressionistische Werke aus Holz. In den 1940er und 1950er Jahren inspirierten ihn vor allem Pflanzen. Nach dieser Phase schuf er abstrahierende Figurationen. Die Italienaufenthalte führten zu seinen "Häuser"-Werken und im Alter schuf er Landschaftsblöcke.
Bechtelers Werk ist von den Aufbrüchen zu Beginn des 20. Jahrhunderts beeinflusst, aber er hat auch die Formensprache von Henry Moore und Alberto Giacometti studiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Bechteler zunächst mit Holz, Stein, Gips und Zinn, während er sich in späteren Jahren auf Bronzeplastiken spezialisierte.
Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Kleinplastik, zu der er sich 1985 in „Gedanken zu meiner Arbeit“ so äußerte: „Die Kleinplastik hat ihr eigenes Gesetz. Es sollen keine Entwürfe oder Skizzen sein für Großplastik. Die Idee bestimmt das Format, die dann nur in einer darstellenden Größe verwirklicht wird.“ Es waren die so genannten „Häuser“, in denen der Künstler die Kleinplastik perfektionierte, denn sie bestehen aus filigranen, offenen Strukturen, die der Betrachter mit dem Auge durchschreiten kann.
Aber auch die Großplastik und die so genannte „Kunst am Bau“ beherrschte Bechteler meisterhaft und hat mit ihr bleibende Spuren im Stadtbild von Augsburg hinterlassen. 2010 gab die Regio Augsburg Tourismus GmbH auf Anregung der Tochter des Künstlers (Barbara Berchtenbreiter-Bechteler? ein Faltblatt heraus, in dem 30 Arbeiten von Theo Bechteler aufgeführt wurden, die in Augsburg zu besichtigen sind.
Viele Werke von Theo Bechteler sind im Museum „Hofmühle“ (Immenstadt?) zu sehen, wo es einen eigenen Bechteler-Raum gibt. Bis zu seinem Lebenende hat Theo Bechteler etwa 500 Werke gestaltet.
Bechtelers Werke in Augsburg
Innenstadt
- Im Apothekergässchen Ecke Zeugplatz? ist ein Relief des heiligen Florian von 1952 zu sehen. Es besteht aus Kernmuschelkalk und ist 400 x 125 Zentimeter groß. Das Relief ist eine der frühesten Arbeiten Bechtelers in Augsburg.
- Nur ein paar Schritte weiter steht im Innenhof des Zeughauses am Zeugplatz? 4 der Brunnen des Pan? von 1980. Das Becken (105 x 270 x 120 Zentimeter) ist aus Auerkalkstein gearbeitet, die Brunnenfigur aus Bronze.
- Das Werk "Schülerinnen" von 1962 besteht aus grünem Tuffstein. Die Wand ist 1000 x 500 Zentimeter groß und ist am Predigerberg 1 an der Berufsschule 3? am Städtischen Berufsbildungszentrum für Hauswirtschaft, Textil, Kinder- und Sozialpflege zu sehen.
- Am Ulrichsplatz 19 steht am Pfarrhaus von Sankt Ulrich? Bechtelers Bronzeguss "Heiliger Ulrich" von 1985, der etwa 160 Zentimeter hoch ist.
- Auf dem Vorplatz des Augsburger Hauptbahnhofs steht ein monumentaler Brunnen, der 1986/87 entstand. An der Brunnensäule sind vier Hochreliefs angebracht, Tombakblech und Bronze, das Brunnenbecken ist aus Trosselfelsstein, der Durchmesser des Beckens beträgt etwa 850 Zentimeter, die Höhe 670 Zentimeter.
- Im Hof der Bezirksfinanzdirektion? in der Ludwigstraße 36 steht ein Wandbrunnen mit einem Widderkopf von 1981. Er hat die Maße 180 x 130 x 80 Zentimeter und ist aus Bronze.
- Den Eingang des Peutinger-Gymnasiums? An der Blauen Kappe ziert ein Marmorrelief mit dem Titel "Genius mit Schüler" von 1954. Die Maße: 3600 x 360 x 320 Zentimeter.
- Das Relief "Apokalyptischer Reiter" von 1963 ist ebenfalls im Peutinger-Gymnasium? zu sehen. Es ist ein Kriegerdenkmal aus Kernmuschelkalkstein mit Bronzeschrein und Namensbuch in der Größe von 240 x 600 Zentimeter. Das Relief ist innen am Ausgang zum Sportplatz zu sehen.
- Eine Wand am Sportplatz des Gymnasiums bei Sankt Stephan zeigt ein aus Kupferblech getriebenes Relief mit dem Titel "Handballer", das aus dem Jahr 1965 stammt.
- An der Oblatterwallstraße 18 hat Theo Bechteler 1973/74 die Mauer mit Leuchten, Relief und Skulpturen gestaltet. Es handelt sich um ein Werk aus Bronze, Granit und Beton am Eingang zur Textil- und Bekleidungsgenossenschaft.
- Beim Forum des Gymnasiums bei Sankt Anna in der Schertlinstraße 5-7 steht eine sechsteilige Sitzgruppe aus Kalkstein. Sie stammt aus dem Jahr 1972 und ist 600 x 500 Zentimeter groß.
- Das Seniorenheim Anna-Hintermayr-Stift in der Fritz-Hintermayr-Straße? 7 besitzt einen Brunnen, den Theo Bechteler 1968 gefertigt hat. Das Bodenblech hat eine Bronzeplastik, die Höhe des Brunnens beträgt 180 Zentimeter.
Bärenkeller
- Die Grundschule Bärenkeller in der Bärenstraße 15 besitzt ein Relief in Kalkstein mit dem Titel "Christoph von Schmid mit Schülern" aus dem Jahr 1955. Es ist 400 x 220 Zentimeter groß.
- Am Lerchenweg? 42, Ecke Hirschstraße?, steht eine Hirschgruppe aus Bronze. Theo Bechteler hat sie 1965 geschaffen. Sie hat die Maße 230 x 110 x 60 Zentimeter.
- Am Gerstenacker? steht im dortigen Park eine Säule in Stein und Bronze aus dem Jahr 1982. Es handelt sich um ein Denkmal für Richard Hohenner, das 250 x 50 x 50 Zentimeter groß ist.
Göggingen
- Hier gibt es vor der Kreissparkasse an der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße 2, Ecke Butzstraße ein Steinrelief aus Nagelfluhstein mit den Maßen 400 x 420 Zentimeter, das Bechteler 1959 geschaffen hat.
- Den Hof des Schwesternhauses der Hessing-Klinik? ziert ein Bronzeguss mit dem Titel "Reiher", der von 1967 stammt und 140 Zentimeter groß ist.
- Im Innenhof der Hessing-Klinik? ist der "Tanz der Zentauren" von 1984/85 zu sehen. Es handelt sich um getriebenes Tombakblech mit einer Fläche von 800 x 400 Zentimeter, auf der zwei Zentauren (230 Zentimeter), ein Pan (160 Zentimeter) und vier Bäume (380 Zentimeter) zu erkennen sind.
Haunstetten
- In Haunstetten auf dem Protestantischen Friedhof errichtete Bechteler 1964 aus Nagelfluhstein und Bronze das Grabmal der Familie Pfister.
- Auf einem Obelisken, der zur Nazizeit den Reichsadler trug, ist 1962 ein Storchennest von Bechteler aufgesetzt worden. Damals war Haunstetten noch nicht eingemeindet. Der Obelisk steht in der Siedlung des Volkes? in der Haunstetter Straße vor dem Haus Nummer 22. Das Nest ist ein Bronzeguss, hat einen Durchmesser von 90 und eine Höhe von 110 Zentimeter.
Hochzoll
- In der Friedberger Straße im Vorhof der evangelischen Kirche Sankt Matthäus steht der Brunnen "Johannes der Täufer" von 1962. Die Figurengruppe ist aus Bronze gegossen und hat die Maße 46 x 24 x 5 Zentimeter, das Becken ist aus Nagelfluhstein und hat die Maße 75 x 105 x 125 Zentimeter.
- In der Stadtpfarrkirche Heilig Geist? in Hochzoll hat Bechteler 1964 eine Krippe aus Ytongstein gestaltet, in der das Christkind, das aus Terrakotta gebrannt wurde, liegt.
Pfersee
- Auf dem Westfriedhof an der Stadtberger Straße errichtete Bechteler 1967 das Grabmal der Familie Epple aus Kernmuschelkalk mit einer kleinen Figur aus Bronzeguss.
Kriegshaber
- Das Personalwohnheim des Klinikums Augsburg an der Semmelweisstraße? weist einen Bronzeguss mit den Maßen 85 x 250 Zentimeter auf. Titel: "Die barmherzigen Schwestern". Gefertigt hat Bechteler diesen Bronzeguss 1967.
- Das Schwesternheim des ehemaligen Westkrankenhauses? in der Langemarckstraße 19 besitzt ein Relief von 1969, einen Bronzeguss mit den Maßen 100 x 200 Zentimeter.
Oberhausen
- In der Eichenhofstraße? steht ein Brunnen, dessen zweiteiliges Brunnenrelief 1951 von Bechteler geschaffen wurde. Es stellt den hl. Franziskus dar und besteht aus Untersberger Marmor. Die Maße sind 150 x 135 x 20 Zentimeter.
Universitätsviertel
- Für das Universitätsviertel schuf Bechteler 1979 den Bronzeguss "Seehund mit Ball", der beim Städtischen Kindergarten in der Hermann-Köhl-Straße 2 steht und 140 Zentimeter hoch ist (bzw. mit Sockel 210 Zentimeter).
- Im Hörsaalfoyer der Universität Augsburg steht eine Figurinengruppe von 1976, ein Bronzeguss mit den Maßen 90 x 80 x 30 Zentimeter.
Lechhausen
- Bei der Birkenau-Volksschule? in der Soldnerstraße? 35, Ecke Schillerstraße?, ist das Werk "Baum mit sitzender Figur" aus dem Jahr 1957 zu sehen. Es ist aus Brannenburger Nagelfluhstein und etwa 700 x 200 Zentimeter groß.
- Für die Schiller-Volksschule? in der Schackstraße? 36 entstand 1966 ein Brunnen mit Lechflößern?. Verarbeitet sind hier Bronze, Naturstein und beim Brunnenbecken Beton.
Bechtelers Werke in der Region Augsburg
Friedberg
- Im Hof des Wittelsbacher Schlosses in Friedberg gestaltete Bechteler 1960 einen Wasserspeier aus Bronzeguss.
Königsbrunn
- Die evangelische Kirche Sankt Johannes? in der Friedhofstraße 3 besitzt den Johannesbrunnen aus dem Jahr 1983. Er ist z. T. in Tombakblech getrieben und z. T. in Bronze gegossen. Seine Maße sind 580 x 150 x 150 Zentimeter.
Sonstige Werke Bechtelers
Immenstadt
Auch für seine Heimatstadt Immenstadt? arbeitete Theo Bechteler. So ist dort eine Muschelkalkplastik an der Südwand der Staatl. Berufsschule erhalten, dann die Figur "Der Fischer" in der Hofgartenanlage (1961) sowie eine Tanzfiguration in der Hofgartenanlage (1970).
Sonthofen
Hier stammt das Wappen am Landratsamt von Theo Bechteler.
Auszeichnungen
- 1959 ist Theo Bechteler Villa-Romana-Preisträger und hält sich neun Monate in Florenz auf. Er war der erste Preisträger der wiedereröffneten Villa Romana in Florenz nach dem Zweiten Weltkrieg, was den hohen und überregionalen künstlerischen Stellenwert zeigt, den man seinem bildhauerischen Werk schon damals zusprach.
- 1963 erhält er den Kunstförderpreis der Stadt Augsburg.
- 1969 wird er mit dem Kunstpreis der Diözese Augsburg? ausgezeichnet.
- 1972 folgt der Bürgerpreis der Stadt Kempten für ihn.
- 1974 wird Theo Bechteler Ehrengast in der Villa Massimo, Rom, die 1978 wieder Werke von ihm zeigt.
- 1985 bekommt er das Bundesverdienstkreuz.
- 2007 benannte Immenstadt? eine Straße nach ihrem künstlerischen Sohn.
Weblinks
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